„Bitte orientiert euch Richtung Moschee und stellt euch entlang der Venloer Straße auf. Der Hans-Böckler-Platz ist voll“, heißt es bereits um viertel vor Elf am Vormittag des 20. Septembers vom Lautsprecher-Lkw. Zehntausende Menschen haben sich eingefunden, um für eine nachhaltige Klimapolitik und eine Abkehr von kapitalistischer Profitgier zu demonstrieren. Nicht nur SchülerInnen, Studierende und Azubis sind heute dem Aufruf von Fridays for Future gefolgt, sondern auch Berufstätige, Gewerkschaftler, Familien und Rentner. Unter dem Motto #AlleFürsKlima hat die junge, politische Bewegung zu einem Generalstreik aufgerufen. An 575 Orten in Deutschland und in über 150 Ländern auf der Welt finden heute Demonstrationen unter diesem Banner statt.
Über Friesenplatz und Appellhofplatz zieht ein scheinbar unendlicher Strom von Demonstrierenden zum Neumarkt und von dort zurück Richtung Westen, um schließlich die Abschlusskundgebung auf dem Hohenzollernring zu erreichen. Dort, wo sonst die Bühne des Gamescom City Festivals steht, lauschen heute unzählige Menschen Reden und Musik und rufen Protestparolen. Als die ersten eintreffen, ist der Schluss des Zugs noch nicht am Hans-Böckler-Platz losgelaufen. Statt der erwarteten 20.000 sind in Köln 70.000 für ihre Zukunft auf die Straße gegangen. Unterstützt wird die Veranstaltung von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace oder dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Gewerkschaften und anderen sozialen Bewegungen, wie der Seebrücke.
Während die Demonstration noch läuft, beschließt das Klimakabinett der Bundesregierung einen CO2-Preis von zuerst 10 € pro ausgestoßener Tonne, der 2021 eingeführt und bis 2025 auf 35 € erhöht werden soll. Außerdem soll der Einbau neuer Ölheizungen ab 2025 verboten und die Mehrwertsteuer auf Bahntickets auf 7% gesenkt werden. Auch weitere Maßnahmen, wie etwa die Verknappung des Handels mit Verschmutzungsrechten, die Senkung der EEG-Umlage und eine steigende Luftverkehrssteuer stehen auf dem Plan.
Den Demonstrierenden geht das aber längst nicht weit genug. „Das 1,5-Grad-Ziel ist extrem wichtig“, sagt Sebastian von den Scientists for Future bei seiner Rede auf der Abschlusskundgebung. Die Maßnahmen des Klimakabinetts seien wirklich zu wenig, um eine höhere Erderwärmung zu verhinden. Es sei wichtig, einzusehen, dass eine grundlegende Umstellung der Lebensart nötig sei, der vor allem die Energieversorgung und das Konsumverhalten betreffe.
Seit neun Monaten streiken Schülerinnen und Schüler nun schon jeden Freitag unter dem Banner des Umweltschutzes. Nächste Woche geht es weiter, sagt ein Pressesprecher von Fridays for Future: „So lange, bis endlich was passiert.“
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
„Das Fahrrad ist der Schlüssel“
Ute Symanski über Radkomm und den Talk mit Katja Diehl – Interview 03/22
„Natur in den urbanen Raum bringen’’
Sascha Rühlinger und Simon Nijmeijer über Tiny Forests – Interview 02/22
Drängende Forderungen
Kölner Klimastreik am 24. September – Spezial 10/21
Krisen im Doppelpack
Klima-Talk bei Urbane Künste Ruhr – Spezial 04/21
Die Krise macht kreativ
Globaler Klimastreik in Köln mit 2.500 Menschen – Spezial 03/21
„Corona hat gezeigt, was alles möglich ist“
Students For Future planen Klimaschutz-Aktionen – Spezial 03/21
„Mehr als der Schutz dieses Waldstücks“
Ein Besuch im Hambacher Forst – Spezial 10/20
Support durch Bierdeckel
Aktion für Krankenhauspersonal – Spezial 06/22
Testballon 9-Euro-Ticket
Überblick und erste Bilanz – Spezial 06/22
Schluss mit Monopoly
raum13 will urbane Zukunft gestalten – Spezial 05/22
„Es sind alle herzlich willkommen“
Vereinsgründerin Emitis Pohl über das Café Selenskyj – Interview 05/22
Kein Platz für „Herrenmenschen“
Initiative von Bündnis 90/Die Grünen – Spezial 05/22
„Betroffenen einen Raum geben“
Jeanette Berger über die Beratungsstelle Leuchtzeichen – Spezial 05/22
Eine klare Botschaft
Friedenskundgebung „Peace Please“ auf dem Kölner Heumarkt – Spezial 04/22
„Der Mensch kann lernen“
Michel Friedman über Streitkultur – Interview 03/22
Komplott-Kompott
Legendenbildung um einen Aggressor – Spezial 03/22
„Nicht nur zum Feiern zusammenstehen“
Stimmen von der Kölner Friedensdemo – Spezial 03/22
Solidarität mit der Ukraine
Friedensdemonstration gegen den russischen Überfall – Spezial 03/22
Einigkeit im Dissens
#streitkultur mit Michel Friedman am Urania Theater – Spezial 02/22
„Physische und soziale Barrieren beseitigen”
Un-Label-Gründerin Lisette Reuter im Interview, Teil 2 – Interview 01/22
„Inklusion wirklich umsetzen”
Un-Label-Gründerin Lisette Reuter im Interview, Teil 1 – Interview 01/22
Wenn Zuhause kein sicherer Ort ist
Beratungsstelle agisra in Köln – Spezial 01/22
Aus 15 wurde eins
„Ehrenfelder Kinogeschichte(n)“ in der Epiphaniaskirche – Spezial 01/22