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© Akademie für Theater und Digitalität

Analoge Zukunft?

02. Oktober 2023

Die Akademie für Theater und Digitalität in Dortmund eröffnet ihren Neubau – Theater in NRW 10/23

Auf dem Dach wächst ganz analog ein kleiner Wald. Das lässt sich als Symbol verstehen, denn die rund 30 Bäume wurzeln in einem dunklen kubischen Bau: dem Neubau der Akademie für Theater und Digitalität. Anfang September wurde im Dortmunder Hafen im neuen Digitalquartier der Stadt der imposante schwarz verklinkerte Bau eröffnet.„Die Zukunft des Digitalen“, sagt Marcus Lobbes, der Direktor der Akademie, „ist analog. Es geht um die Vision, Partner:innen aus Kultur, Wissenschaft und Technologie zusammen zu bringen. Die Vision von steter Begegnung, Vermittlung und Vernetzung findet heute, jetzt, hier einen neuen, wirklich großartigen Ort“.

Vor vier Jahren wurde die Akademie vom damaligen Intendanten des Schauspiels Dortmund Kay Voges ins Leben gerufen und residierte zunächst in der ehemaligen Schreinerei des Theaters. Seitdem forscht sie an den Schnittstellen zwischen analogem Theater und digitalen Techniken. Zu letzteren können der Einsatz von Avataren, Augmented und Virtual Reality, Motion Capturing, Sensorik, VR-Brillen und Robotik ebenso zählen wie der von künstlicher Intelligenz und Kostümen aus dem 3D-Drucker. Nichts allerdings wird hier aus technischen Gründen erforscht, sondern ausschließlich aus theatralisch-dramaturgischen Gründen. Sprich: Es geht um ästhetisch angewandte Digitalisierung und nicht um ein „l’art pour l’art“.

Dafür stehen im Neubau sieben Forschungslabore auf rund 2000 qm² Fläche bereit. Das größte mit 220 qm² Fläche und fast 10 m Höhe kann sogar die Bühnen großer Schauspielhäuser simulieren. Dazu kommen ein Video- und Audiostudio, eine ganz analoge Werkstatt, aber auch zahlreiche Seminarräume. Die jungen Forscher:innen sind in der Regel internationale Stipendiat:innen, die für bis zu fünf Monate an der Akademie arbeiten können. Ausgewählt werden die Projekte jeweils von einer Jury. Gerade ist der 8. Jahrgang angetreten. Finanziert werden Personal und Haus der Akademie von Land und Stadt. Der Rest sind Drittmittel, die eingeworben werden müssen. Die Corona-Pandemie hat der Akademie dabei massiv in die Hände gespielt, das Netzwerk erstreckt sich inzwischen über den gesamten Globus. Noch sind deutsche Theater noch eher zögerlich, doch es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis die Akademie den gleichen Status wie eine Schauspielschule haben wird.

Hans-Christoph Zimmermann

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