Am 23. Februar feiert das Stück „New Joy” von Eleanor Bauer und Chris Peck am Schauspielhaus Bochum Weltpremiere. Es ist angekündigt als „Cyber-Acapella-Konzert-Happening mit Gesamtkunstthings” und beschäftigt sich mit unserem Verhältnis zu den neuen Medien und dem sich ändernden Verhältnis zur Wahrheit.
Eleanor Bauer ist eine amerikanische Tänzerin und Choreografin, die für ein Studium an der renommierten P.A.R.T.S. in Brüssel nach Europa kam. Sie hat bereits in Arbeiten von Boris Charmatz und Xavier LeRoy mitgewirkt. Seit 2003 kooperiert sie mit dem Musiker Chris Peck. In Bochum arbeiten sie nun zum ersten Mal für ein Stadttheater, haben „New Joy“ gemeinsam konzipiert und führen auch gemeinsam Regie.
Zusammen mit festen Mitgliedern der Ensembles des Schauspielhauses und freien TänzerInnen beschäftigen sie sich mit unserem Umgang mit den neuen Technologien: Es soll ein neuer, positiver und angstfreier gefunden werden. Wir konstruieren unsere Wirklichkeit zunehmend selbst, dabei steht momentan das Gefühl der Empörung zentral. Wie kann aber die selbstkonstruierte Wahrheit zur Demokratisierung genutzt werden? Denn das ist ja der ursprüngliche Traum hinter der Erfindung des Internets gewesen. Wie können wir mehr Neugier für den anderen und das Neue wecken und vom Misstrauen Abstand nehmen?
Bauers Vorschlag ist, dass wir den Zustand der Ungewissheit, der durch Datenflut und „Fake News“ entsteht, auch umarmen und nutzen können. Wir sind gezwungen, viel vorsichtiger und sensibler durch diese Welt zu navigieren, um einander zu verstehen. Deshalb sucht Bauer nach Praktiken, die uns helfen, sensibler mit Unterschieden und Pluralismus umzugehen, all unsere Sinne neu zu schärfen – genauer zu hören und zu entziffern. Da kommt der Körper ins Spiel und mit ihm die Bewegung, der Tanz. Dort beginnt die neue Freude, da, wo man sich den bits und bytes übergibt, den Boden unter den Füßen verliert, das Alte hinter sich lässt und zu etwas Neuem aufbricht. Das Publikum ist an diesem Abend eingeladen, das Konzert-Happening selbst mitzugestalten und Nachrichten zu schicken.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Alle sind gleich, manche sind gleicher
Wunsch und Realität bei Stadttheater und Freier Szene – Theater in NRW 06/18
Übergriffige Brüllaffen
Die MeToo-Debatte erreicht die Bühnen – Theater in NRW 03/18
Breit und hoch zugleich
Olaf Kröck wird neuer Leiter der Ruhrfestspiele – Theater in NRW 12/17
„Drittes Baby“ im Würgegriff
Der Streit um die Intendanz der Prinz Regent Theaters – Theater in NRW 10/17
„Bochum ist nicht nur eine Stadt, sondern ein Zustand“
Lucas Gregorowicz über „Sommerfest“, Bochum und seine erste Jugendliebe – Roter Teppich 07/17
Schriller geht‘s nicht
„Monty Python‘s Spamalot“ in Bochum und „Der Fluch von Königswinter“ auf Kölsch – Musical in NRW 02/16
Partizipation und Abwehrzauber
Theater als sozialaktivistischer Treibriemen – Theater in NRW 12/14
Versprechen auf die Zukunft
„tanz.tausch“ an diversen Orten in Köln – Tanz in NRW 08/22
Frischer Wind
Sommerakademie der TanzFaktur in Köln – Tanz in NRW 07/22
Verletzlich und stark zugleich
Circus Dance Festival in Köln – Tanz in NRW 06/22
Eine Sprache für das Begehren
14. SoloDuo Tanzfestival im Barnes Crossing – Tanz in NRW 05/22
Gesellschaftlicher Drahtseilakt
„tipping points“im Ringlokschuppen Ruhr – Tanz an der Ruhr 04/22
In gläsernen Zellen
„absence#1.2 – AntiKörper“ im Barnes Crossing – Tanz in NRW 04/22
Barnes Crossing lebt
Kölner Choreographinnen-Netzwerk – Tanz in NRW 03/22
Doch kein Don Quijote
Slava Gepner und die TanzFaktur im Jahr 2021 – Tanz in NRW 02/22
Morbider Mozart-Mythos
Choreographen-Duo interpretiert die Totenmesse – Tanz an der Ruhr 01/22
Die Realität des Körpers
Doris Uhlich zeigt Nacktheit als Selbstbestimmung – Tanz in NRW 01/22
Wie werden Frauen gelesen?
Riebesam experimentiert mit der Sprache des Tanzes – Tanz am Rhein 12/21
Das Universum rockt
Richard Siegal erkundet die Bewegungsmuster der Menschen – Tanz in NRW 12/21
Denken mit dem Knie
„A Universal Opinion” in der TanzFaktur – Tanz in NRW 11/21
Ballettwunder trifft Patriarchat
Tanz-Adaption einer umstrittenen Shakespeare-Komödie – Tanz am Rhein 11/21
Das Ringen mit dem Bild
Mira 10 zeigt weibliche Ikonen – Tanz am Rhein 10/21
Der Körper weiß mehr
Die Metabolisten zeigen, wie der Körper denkt – Tanz am Rhein 09/21
Jenseits der Vergänglichkeit
„Cascade“ von Meg Stuart auf PACT Zollverein – Tanz an der Ruhr 09/21
Dekolonisierung der Körper
Amanda Piñas „Danza y Frontera“ bei der Ruhrtriennale – Tanz an der Ruhr 08/21