Am 1. März 2022 trat Nico Rathmann sein Amt an – als erster Fußverkehrsbeauftragter der Stadt Köln. Ziel der neuen Stelle ist die Entwicklung einer Strategie zur Förderung und Verbesserung des Fußverkehrs. Und es gibt viel zu tun: Denn der Wiederaufbau Kölns richtete sich in der Nachkriegszeit vor allem nach den Bedürfnissen der Autofahrer:innen. Die Ergebnisse dieser Fokussierung auf den motorisierten Individualverkehr sind noch heute spürbar: Gehwege werden von Autos und Mülltonnen besetzt, Ampelphasen sind zu kurz – allgemein bieten die Fußwege zu wenig Platz, Sicherheit und Qualität. 25 Prozent der Kölner Bürger:innen bestreiten regelmäßig ihre Wege zur Arbeit, Schule oder Universität zu Fuß, doch ihre Interessen werden bislang kaum berücksichtigt. Darüber hinaus bahnt sich ein demographischer Wandel an, sodass sich Städte auf eine höhere Anzahl von mobilitätseingeschränkten Personen einstellen müssen.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es Anlass zur Hoffnung. Gemeinsam mit dem Ausbau des Radverkehrs in Köln sollen nun auch Fußwege mehr Aufmerksamkeit in der Stadtplanung erhalten – auch durch das Engagement des neuen Fußverkehrsbeauftragten. Im Rahmen einer von Yola Thormann (Geschäftsführererin des hdak) moderierten Veranstaltung diskutiert Nico Rathmann am 23. Mai gemeinsam mit der Sprecherin des FUSS e.V. Anne Rose Perspektiven für ein fußgerechteres Köln. Fragen werden dabei unter anderem sein: Warum entscheiden sich Menschen in der Stadt trotz schnelleren Alternativen für den Fußweg? Und wie lässt sich dies in die Bauplanung mit einbeziehen? „Das Haus der Architektur beschäftigt sich primär mit Baukultur – das betrifft dezidiert auch den öffentlichen Raum“, erklärt Dr. Ralf Brand, Vorstandsmitglied des hdak. „Hier entscheidet sich nämlich, ob das zu Fuß gehen sicher und attraktiv ist. Eine gute Stadt ist demnach immer auch eine fußgängerfreundliche Stadt.“
In diesem Sinn ist Köln bislang alles andere als eine gute Stadt. Während Städte wie Florenz oder Venedig komplett zu Fuß erkundet werden können und Barcelona mit den sogenannten Superblocks für Entschleunigung und frische Luft in der City sorgt, schneidet Köln selbst im Deutschlandvergleich schlecht ab. Der Weg hin zu einer fußgängerfreundlichen Metropole sollte demnach kein leichter sein. Doch nötig ist dieser Schritt allemal, wie Brand erläutert: „Solche Städte brauchen wir ganz dringend, weil zu Fuß gehen gesund ist, Chancen für soziale Begegnungen bietet, keinen Lärm, Feinstaub, CO2 oder Stickoxide verursacht und für alle erschwinglich ist.“
Wo drückt der Schuh? Fußverkehr – die unterschätzte Verkehrsart | Di 23.5. 19 Uhr | Haus der Architektur | www.hda-koeln.de
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Zu Fuß zur Gerechtigkeit
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Konferenz in Bocklemünd – Spezial 10/23
Klimarettung in der Domstadt
Die 2. Porzer Klimawoche – Spezial 09/23
Alle Hebel in Bewegung setzen
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Ein Teil des „Wir“
Diskussion in der Bundeskunsthalle – Spezial 08/23
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25 Jahre Philosophisches Café in Bonn – Spezial 07/23
Arbeitsstreik und Lebensdichtung
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„Verkehrswende? Geschlechtergerecht!“ im Bürgerzentrum Deutz – Spezial 04/23
Klimaschutz made in Europe
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Gelobtes (und umkämpftes) Land
„Mein Israel und ich“ in der VHS – Spezial 03/23
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