Am 23 ist‘s vorbei mit Sommer. Zumindest nach meteorologischer Rechnung. Und was war das für ein Sommer! Gefühlt der erste nach Corona – obwohl wir eigentlich wissen, dass die Pandemie nicht vorbei ist. Wir Deutschen sind wieder gereist wie die Touristenweltmeister. Worauf die Reisebranche scheinbar aber nicht vorbereitet war. Denn an Bahn- und Flughäfen herrschte Chaos. Aber nun ist der werden die Tage wieder kürzer, der Herbst ist im Anmarsch. Und während es uns im Sommer ins Freie, an Strände, in Parks und in Biergärten zog, ist die dunklere Jahreszeit die beste Zeit für gemütlich gruselige Kinoabende.
Apropos Grusel: am 21. feiert der König des Horrors, Stephen King, seinen 75 Geburtstag. Seine Romanverfilmungen sind Klassiker. Nachdem ich das erste Mal „The Shining“ sah, konnte ich wochenlang nicht schlafen. Die Szene in der Jack Nicholsen manisch seitenweise „all work and no play makes Jack a dull boy“ in seine Schreibmaschine tippt, lässt mir bis heute Schauer über den Rücken laufen. Dabei gibt es viel Gruseligeres und wer es unheimlich mag, findet in diesem Monat zahlreiche Anlässe ins Kino zu gehen. Am besten in Begleitung, damit man nach einer Hand greifen kann, wenn es gar zu schaurig wird.
Hartgesottene Horrorfans erinnern sich vielleicht an „Orphan“, ein Streifen aus dem Jahr 2009, in dem das Waisenkind Esther ihre neue Familie terrorisierte. Im Prequel „Orphan – First Kill“ wird verraten was vorher geschah. Ein Wiedersehen gibt es auch mit dem dämonischen Killer Creeper in „Jeepers Creepers: Reborn“, der vierten Verfilmung der Jeepers Creepers-Reihe. „Don’t Worry Darling“ klingt da viel beruhigender, doch hier lauert das Grauen hinter einer perfekten Heile-Welt-Fassade, was das Entsetzen umso schauderhafter macht. Und auch „Smile“ verführt, anders als der Titel suggeriert, weniger zum Lächeln, eher bricht beim dämonischen Grinsen der Angstschweiß aus. „Invisible Demons“ wiederum klingt wie Horror, ist aber eine Doku über das Leben bei zunehmender Hitze. Am Beispiel der Millionenstadt Delhi zeigt sich, wie Wachstum und Umweltverschmutzung miteinander einhergehen, und welche Folgen das für die Menschen hat. Auch ein Horrorszenario.
Für die, die es nicht so mit dem Genre haben, gibt es zum Glück genügend Alternativen. Mein persönlicher Favorit in diesem Monat ist „Die Küchenbrigade“, ein französischer Koch-Film der etwas anderen Art. Zwar wird auch hier püriert, blanchiert, flambiert, doch eingebettet in das Kulinarische in das aktuelle Thema minderjährige Geflüchtete. Die meisten von ihnen kommen aus Afrika. Wie wird in Europa mit ihnen umgegangen? Was passiert, wenn sie volljährig werden? Auch das 19. Afrika Film Festival, ein Highlight des Septembers, widmet sich dem Thema Migration mit der Sonderausstellung „10 Views on Migration & Home Away from Home“ und dem Talkformat „Shifting the Narrative on Migration“. Und natürlich auch in vielen der Festivalfilme. Mehr dazu und zu weiteren Filmstarts im September auf den kommenden Seiten.
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