Hatten wir nicht einen schönen Sommer? Kaum Einschränkungen und tolles Wetter! Ja, ich bin auch häufig nass geworden. Aber man kann sich ja unterstellen und zum Beispiel unter einer Rheinbrücke den Schiffen hinterher gucken. Oder – auf Dauer etwas spannender – man sucht im Kino Schutz vor dem Regen. Das Publikum könnte das Kino in diesen aufwühlenden Zeiten besonders gut brauchen. Wahrscheinlich weniger das Katastrophen-Weltuntergangs-Spektakel aus Hollywood – diese Stimmung können wir uns gerade zur Genüge in der Realität abholen – als die unbekümmerte Komödie. Oder Filme als Gedankenfutter und Orientierungshilfe in einer immer unübersichtlicheren Welt. Das kann ebenso ein Dokumentarfilm wie ein Spielfilm leisten. Das Angebot ist nach wie vor besonders groß, denn immer noch suchen die im Lockdown angestauten Filme einen Starttermin.
Nicht nur das Publikum profitiert vom Kinobesuch – auch die Kinos können den Zuspruch des Publikums zurzeit besonders gut gebrauchen. Die Kinos sind zwar gefüllt, können ihre Säle wegen der Pandemie aber immer noch längst nicht mit allen Stühlen bespielen. Überstanden haben die meisten und in Köln sogar alle Kinos die (bisherigen) Lockdowns – nur das Metropolis wartet noch mit der Wiedereröffnung. Aber erst die kommenden Monate werden zeigen, ob die Pandemie eine finanzielle oder auch kulturelle Kerbe – weg vom gemeinsamen Kinoerlebnis, hin zum vereinzelten Streaming – geschlagen hat, die auf längere Sicht keine Narben hinterlässt.
Im Moment sieht die Lage trotz bestehender Einschränkungen im Betrieb nicht so schlecht aus – auch dank des trüben Wetters, das viele Menschen ins Kino gelockt hat. Mit dem Filmhaus Köln hat gerade nach langer Zeit sogar ein Kino seinen Spielbetrieb wieder aufgenommen. Im Jahr 2016 musste das in der Maybachstraße gelegene Kölner Filmhaus, das neben einem Kino auch die anderen Aktivitäten des traditionsreichen, 1981 gegründeten Kölner Filmhaus e.V. beherbergte – wie zum Beispiel Aus- und Weiterbildungsangebote – schließen. Bereits 2012 hatte der Verein nach langjährigen internen Querelen Insolvenz anmelden müssen. Das Haus ging schließlich an die Stadt Köln zurück, die feststellte, dass eine Sanierung des Gebäudes unausweichlich ist.
Etwas verzögert startet fünf Jahre später unter neuer Leitung im September wieder der Kinobetrieb. Auch die filmische Bildung wird hier wieder einen Platz finden. Das Scope Institute, eine gemeinnützige Bildungseinrichtung für Film und digitale Medien, bietet im Filmhaus bald wieder Seminare für „Film- und Medienschaffende, Quereinsteigende, für Lehrkräfte und andere Multiplikatoren“ an. Die Scope-Geschäftsführerin Vera Schöpfer ist dieGeschäftsführerin der neuen Filmhaus Köln Betreibergesellschaft. Neben Kino und Bildung werden im Filmhaus Köln auch Festivals wie das Internationale Frauen* Film Fest Dortmund + Köln oder das Kurzfilmfestival Köln ein neues Zuhause finden. Das Kino hat bereits mit Programm vorgelegt, die offizielle Eröffnung des Filmhaus Köln wird im November stattfinden. Auf den folgenden Seiten finden Sie weitere gute Gründe, sich auf einen schönen Kinoherbst zu freuen.
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