Das unbefangene Kennenlernen von Flora und Fauna schwindet aus dem Alltag. Zeitgleich erscheint die Natur im medialen Diskurs als abstraktes Krisenszenario. Gerade in der jüngeren Generation kann dies zu Aussichtslosigkeit führen, gar zu Panik. Gegen das Gefühl von Handlungsunfähigkeit in Endzeitstimmung arbeitet die Station Natur und Umwelt in Wuppertal an, mit Angeboten zur Umweltbildung, die dazu befähigen sollen, eine Verbindung zur Natur aufzubauen, die erfreut und bewegt.
Was wie eine filmische Dystopie klingt, ist real geworden: Schmelzende Polarkappen, ansteigende Meeresspiegel, Artensterben, Überschwemmungen, Hitzewellen. Der Klimaschutz ist zur Herausforderung unserer Zeit geworden. An dieser Stelle setzt die Station Natur und Umwelt an. Mit ihrem sieben Hektar großen Naturlehrgebiet und dem benachbarten Gelpetal ist sie Nordrhein-Westfalens größte kommunale Einrichtung für Umweltbildung und Umwelterziehung. Seit 37 Jahren können hier jährlich bis zu 35.000 Besucher:innen drinnen und draußen „Natur erfassen – Natur anfassen“, wie ein Motto lautet.
Ob Vogelbeobachtung, Kräuterwanderung, Seifenherstellung, plastikfreies Kochen oder Hatha-Yoga, die Angebote reichen von Waldspielgruppen für die Kleinsten bis hin zu der Ausrichtung von Firmenfeiern. Etwa die Hälfte der Veranstaltungen für Erwachsene werden aber nicht wahrgenommen, verrät die Pressesprecherin Kornelia Heger-Wegmann. Auch deswegen wird in Zukunft das Angebot explizit auf mehrere Generationen erweitert. Mitmachgärten für Senior:innen und der barrierearme Umbau des Außengeländes sind geplant. 90 Prozent der Gesamtkosten des Umbaus werden von Land und Bund übernommen. Dieser Fördermittelzuschlag unterstreicht auf der einen Seite die Bedeutung der Einrichtung, kann aber auch zu Kritik führen. Wenn die für den Klimaschutz verfügbaren Gelder in Aufklärung statt den Ankauf und Schutz gefährdeter Gebiete fließen, lassen sich Erfolge schwer messen. Für Heger-Wegmann geht es aber um die Ermächtigung des Einzelnen. Durch den kompetenzorientierten Ansatz der Station solle schließlich Jede:r die Möglichkeit erhalten, Lösungen zu gestalten.
Die Diplombiologin und Umweltpädagogin ist seit 2005 freie Mitarbeiterin und seit 2014 Mitglied des Fördervereins der ein Standbein der Station bildet. Ebenfalls tragend sind die Stadt Wuppertal und Herr Ziegler, für den Bereich Schule. Der Lehrer mit Vollzeitabordnung vom Land unterrichtet jeden Tag mindestens eine Schulklasse. Ob im Freiluftklassenzimmer oder direkt am Biotop. Neben der Vermittlung von Wissen geht es dabei auch darum, die Natur durch den handelnden Umgang mit ihr als Quelle für Glück und Selbsterfahrung zu begreifen. Denn wer die heimische Natur wertschätzt und genießt, wird sich eher möglicher Probleme und sinnvoller Lösungen bewusst.
Dass beim Umweltschutz der Genuss nicht zu kurz kommen muss, ist den Mitarbeitenden der Station wichtig. Die Wanderausstellung „Klimagourmet Wuppertal. Genießen und das Klima schützen“, die bis zum 11. November in der Station stattfand, vermittelte dazu in interaktiven Modulen spielerisch die Fakten. Wenn mehr Menschen naturnahe Kulturangebote wie diese wahrnehmen, könnte dies dazu führen, das Klimaschutz nicht länger Verzichtscharakter hat, sondern als bereichernd und greifbar empfunden wird.
VERLORENE JUGEND - Aktiv im Thema
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