Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
25 26 27 28 29 30 31
1 2 3 4 5 6 7

12.554 Beiträge zu
3.784 Filmen im Forum

Auch Kölns OB Henriette Reker hat Morddrohungen erhalten
Foto: Jens Koch

Wenn aus Hass Mord wird

31. Juli 2019

Nach dem Tod von Walter Lübcke werden wieder Morddrohungen laut – Nachgefragt 08/19

Ein Kopfschuss richtete ihn hin: Kassels Regierungspräsident Walter Lübcke wurde vor einigen Wochen vor seinem Wohnhaus brutal ermordet. Sein Engagement für Flüchtlinge und sein Widerspruch gegen Pegida-Anhänger zeichnete den aufrechten Christdemokraten aus – und brandmarkte ihn zugleich als potenzielles Opfer der rechtsnationalen und rechtradikalen Szene. Ein Rechtsextremist soll ihn ermordet haben; viele Hintergründe der Tat sind noch offen – vor allem, ob und welche Mittäter es gab. Und ob es Verstrickungen zum Terrornetzwerk „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) gibt. Auf Feindeslisten mit potenziellen Opfern soll der Name Lübcke gestanden haben – gemeinsam mit denen zahlreicher Kommunal- und Regionalpolitiker, darunter einige aus NRW. Andreas Hollstein, Bürgermeister der westfälischen Stadt Altena, und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker erhielten jüngst ebenfalls Morddrohungen. Der eine Christdemokrat, die andere parteilos zeichnen sich wie Lübke durch ihr Engagement für Flüchtlinge aus. Sie stehen für eine offene, plurale Gesellschaft. Das macht sie zu Feindbildern der Rechten.

Zur Erinnerung: bereits 2015, einen Tag vor der Oberbürgermeisterwahl in Köln, wurden Reker und vier weitere Personen an einem Informationsstand in Braunsfeld Opfer eines Messerattentats. Die Kölnerin wurde dabei schwer verletzt und überlebte nach einer Notoperation im Universitätsklinikum Köln nur knapp. Als sie die Wahl mit 52,66 Prozent der abgegebenen Stimmen gewann, lag Reker noch im künstlichen Koma auf der Intensivstation. Als städtische Beigeordnete für Soziales, Integration und Umwelt war sie bis dato für die kommunale Unterbringung von Flüchtlingen in Köln zuständig. Die Staatsanwaltschaft ging bei der Tat auch daher von einem „eindeutig fremdenfeindlichen Hintergrund“ aus. Der Attentäter soll zudem früheres Mitglied der ehemaligen militant-neonazistischen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) gewesen sein. Er wurde wegen versuchten Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren verurteilt.

Pascal Hesse
Foto: Stefanie Lawrenz
​Pascal Hesse, investigativer Journalist für trailer, engels, choices, FOCUS und [recherche|kollektiv].
Er ist im Vorstand DJV NRW.

'Nachgefragt: Der Weg des Geldes' ist seine Kolumne

Die jüngste Tat, der Mord an Kassels Regierungspräsident Walter Lübcke, dürfte bei Reker manche nur langsam verheilte Wunde wieder aufreißen unddie standfeste Kölnerin nachdenklich stimmen. Nachgefragt, wie sie sich mit Blick auf die aktuelle Lage fühlt, sagt die Oberbürgermeisterin:„Diese furchtbare Tat macht uns wieder einmal deutlich, dass die Feinde unserer offenen Gesellschaft keine Grenzen kennen. Sie sind bis auf das Äußerste zu allem bereit. Das muss uns wachsam machen, aber nicht ängstlich. Es muss uns zusammenhalten, aber nicht zusammenschrecken lassen. Denjenigen, die unsere offene und freie Gesellschaft bedrohen, muss klar sein, dass wir keinen Zentimeter zurückweichen. Das hat auch mich immer wieder motiviert und tut es heute mehr denn je.“ Reker gibt sich kämpferisch; unbeeindruckt sollte sie die Morddrohungen gegen ihre Person jedoch nicht abtun. Dass jemand heutzutage bei uns in Deutschland überhaupt einen Gedanken daran verschwendet, einem anderen Menschen etwas anzutun, nur weil er eine andere Meinung oder Weltanschauung vertritt: das ist hoch gefährlich. Denken mehrere, ganze Gruppen ähnlich, kann dies die Grundfesten unserer Gesellschaft, unserer Demokratie, ja unserer Freiheit gefährden. Das dürfen wir alle nicht zulassen.


Rückblick: Nachgehakt – Zu viele kleine Krankenhäuser

Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) spricht sich vehement gegen die Fusion der städtischen Krankenhäuser mit der Uniklinik Köln aus, wodurch ein ernstafter Konkurrent für Berlins Charité im Bereich der Spitzenmedizin entstehen könnte. Bemerkenswert ist, dass der Kölner Wahlkreisabgeordnete zugleich der Zukunftskommission „Gesundheitsstadt Berlin 2030“ vorsitzt und jüngst in einem Interview mit der ‚Augsburger Allgemeinen’ zur Erkenntnis kam, dass es zu viele kleine Krankenhäuser in Deutschland gibt: „Es ändert nichts an der Tatsache, dass wir im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schlicht zu viele Krankenhäuser haben. Von einem Krankenhaus in Ihrer Nähe für nur ein paar Eingriffe haben Sie auch nichts.“ Warum Lauterbach dann aber eine Fusion in Köln ablehnt, erschließt sich jedoch nicht.

Pascal Hesse

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Chantal im Märchenland

Lesen Sie dazu auch:

Prima Klima für Köln
Die Stadt will klimaneutrale Kommune werden – bis 2050 – Nachgefragt 01/20

Sagen, was ist
Zu den Waffen: Der freie Journalismus muss verteidigt werden! – Nachgefragt 12/19

Auf den Roller gekommen
Köln ist eine der ersten deutschen Großstädte, in der großflächig E-Scooter verliehen werden – Nachgefragt 11/19

Köln braucht die Verkehrswende – jetzt
Radfahren in der Domstadt ist beliebt, aber nervenaufreibend – Nachgefragt 09/19

Im Zweifel für die Gesundheit
Wessen Interessen vertritt Prof. Dr. Karl Lauterbach? – Nachgefragt 06/19

Frauen gehören in die Chefetage
Ex-US-Präsident Barack Obama setzt auf mehr Frauen und Klimaschutz – Nachgefragt 05/19

„Die Kontrolle der Mächtigen verschwindet“
Für Frank Überall sind die Verkaufspläne von DuMont demokratiegefährdend – Nachgefragt 04/19

Genosse Stadtanzeiger
Wie die Domstadt Zeitungsgeschichte schreiben könnte – Nachgefragt 04/19

Vom Ratssaal schnurstracks in die Chefetage
Karenzzeiten für Kommunalpolitiker ständen dem Kölschen Klüngel gut – Nachgefragt 03/19

Wir schaffen das – weiterhin
Noch immer zieht es viele Flüchtlinge direkt nach Köln – Nachgefragt 02/19

Kölner Sitzfleisch – der Stadtwerke-Skandal
Der Weg des Geldes: als wäre nichts gewesen – Nachgefragt 01/19

Bedürftig ja, aber bitte nicht in Köln
Der Weg des Geldes: wenn ‚sozial’ an der Stadtgrenze aufhört – Nachgefragt 12/18

choices spezial.

Hier erscheint die Aufforderung!