Es ist wieder die Jahreszeit für Glühwein und Zimtsterne, für Kerzen mit Tannenduft, für Jingle Bells und Santa Claus. Doch haben wir wirklich wieder Lust auf die Hektik, die alljährlich um diese Zeit damit einhergeht? Wie war das schön im letzten Jahr, als das Fest der Feste quasi gestrichen wurde. Keine Schlangen an den Kaufhauskassen, kein Gedrängel in den Fußgängerzonen, keine nervige Endlosdudelei von „Santa Baby“, „Jingle Bells“ oder „Winter Wonderland“ und auch nicht die Frage aller Fragen: „Was machen wir an Weihnachten? Zu deinen oder zu meinen Leuten?“ Nach Jahrzehnten, in denen wir uns eine Weihnachtshysterie angewöhnt haben, gab es 2020 zum ersten Mal wieder: „Stille Nacht!“ Rieselte auch der Schnee leise? Daran erinnere ich mich nicht mehr. Aber egal. Auch ohne White Christmas, wie war das entspannt!
Eine Sache habe ich allerdings im letzten Jahr sehr vermisst, und das war Filme gucken auf der großen Leinwand. Die dunkle, kalte Jahreszeit lädt ja besonders zum Kinobesuch ein. Aber wir waren im Lockdown, Wochenlang waren die Kinos verriegelt und wir mussten auf Ersatzschauplätze ausweichen – zu Netflix, Amazon & Co. Zur Not – also im Lockdown – eine hinnehmbare Alternative. Aber auf dem heimischen Sofa fehlt einfach das Kinofeeling. Selbst Popcorn schmeckt anders. Immerhin hat Arthaus+ im letzten Dezember 150 ausgesuchte Filme auf Amazon Prime verfügbar gemacht, und ab diesem Dezember bietet der Kanal auch über die Apple TV App seine Filme an. Aber so richtig kann kein Streamingdienst das Kino ersetzen. Wir schwimmen in der vierten Pandemie-Welle mit Inzidenzen, die höher liegen als vor einem Jahr. Die bange Frage: Wird also wieder Lockdown?
Ich hoffe, dass uns das Kinovergnügen bleibt. Von mir aus mit 2-G-Regel und Maske. Hauptsache rein in den Kinosessel. Mit über 50 Neustarts zwischen dem 1. Advent und Weihnachten gibt es Auswahl genug, von Blockbuster-Fortsetzungen wie „The Matrix“ und „Spiderman 3“, über Familienfilme wie „Sing 2“ und „Lauras Stern“ sowie einer ganzen Reihe sehenswerter Arthaus-Filme, darunter die Literaturverfilmungen „Drive my Car“ (Haruki Marukami), für die man viel Zeit mitbringen muss, und „Ein Festtag“ (Graham Swift) – ein Film der nichts mit Weihnachten zu tun hat, obwohl Starttermin und deutscher Titel das suggerieren. In beiden Filmen geht es jedoch um das große Thema der Liebe, das ja auch das zentrale Motiv von Weihnachten ist – oder sein sollte. Und in Paul Verhoevens „Benedetta“ erscheint sogar Jesus persönlich.
Mein persönlicher Filmfavorit zu Weihnachten ist allerdings schon uralt. „Das Wunder von Manhattan“ aus dem Jahr 1946. Süß wie Weihnachtsgebäck, herzerwärmend wie Punsch und kitschig wie Glitzerdeko. Diesen Film würde ich gerne auch mal auf der großen Leinwand sehen! Vielleicht in einer kleinen, feinen Reihe „Best of Christmas“ im Dezember 2023? Mit Glühwein und Zimtsternen und meinetwegen auch „Jingle Bells“, kurz bevor der Vorhang aufgeht.
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