Karneval, Hochsommer, Fußballmeisterschaft – das sind die natürlichen Feinde des Kinos. Dass Sommer und Meisterschaft mal wieder zusammenfallen, macht den Kinobetrieb in diesem Monat nicht leichter. Doch an Qualität mangelt es nicht: Zum einen warten ja alle darauf, was es mit dem deutschen Cannes-Favoriten „Toni Erdmann“, den die Kritiker im Mai einhellig feierten, die Jury aber mit Missachtung strafte, nun auf sich hat. Zum anderen lockt im Sommer natürlich auch das Freiluftkino. Und Kino im Museum – das gibt es außerdem: Anfang Juni hat die Ausstellung „Großes Kino!“ im Kölnischen Stadtmuseum eröffnet. Präsentiert wird bis zum 6. November ein Rundgang durch „120 Jahre Kölner Kinogeschichte“. Dort erfährt man nicht nur, dass es in den 1920er Jahren eine Low-Budget-Kette mit dem schönen Namen „Kino für Jedermann“ gab, sondern auch, dass es zu Zeiten des Kinobooms im Jahr 1958 ganze 87 Kinos in Köln gab. Zum Vergleich: In 2010 waren es nur noch 11. Natürlich ist die Situation der Nachkriegszeit mit der digitalen Freizeitgesellschaft überhaupt nicht vergleichbar. Und immerhin: Zurzeit gibt es wieder 14 Kinos in Köln, und es werden mehr.
Zwar sollte das Filmhauskino Anfang Juli wegen Sanierungsarbeiten schließen, doch kurz vor Redaktionsschluss wurde der Beginn der Arbeiten auf den Herbst verschoben. Im Herbst soll auch die weitere Nutzung des städtischen Gebäudes in der Maybachstraße ausgeschrieben werden, eine Beibehaltung der Nutzung als kulturelles Kino und Begegnungsstätte, so heißt es aus dem Kulturamt, ist durchaus erwünscht. Die ursprünglich geplante Neueröffnung im Februar 2017 – in welcher Form auch immer – wird sich nun verzögern, dafür läuft der Betrieb im Kino nun bis September weiter wie bisher.
Auch die Neueröffnung des Filmpalast am Ring wird angekündigt. Bereits vor einem Jahr sollte der Betrieb wieder aufgenommen werden, doch dann gab es Probleme mit Denkmalschutz und Bauamt. Inzwischen ist der neue Betreiber zuversichtlich, dass das Kino mit dann acht Sälen in diesem Herbst tatsächlich eröffnet.
Auch das Rex am Ring ist wegen Schwierigkeiten beim Umbau bereits wesentlich länger geschlossen als ursprünglich geplant. Nun geht es auch dort wieder voran, einen Termin für eine Wiedereröffnung wollte die Betreiberin aber noch nicht nennen. Unter dem Arbeitstitel Lichtspiele Kalk wird außerdem daran gearbeitet, dass es endlich wieder im Rechtsrheinischen ein Kino gibt. Die Betreiber planen die Eröffnung für das kommende Jahr.
Was sonst über das Jahr verteilt im Kino passiert, darüber geben die Kölner Kino Nächte vom 7. bis 10. Juli einen Überblick. Hier präsentieren sich die Kinos, die freien Initiativen und nicht zuletzt die vielen Filmfestivals in der Stadt. Eines der größten, das Film- und Fernsehfestival Cologne Conference, firmiert im Herbst erstmals unter dem neuen Namen Film Festival Cologne. Die Kölner Filmszene bleibt in Bewegung.
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