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Ulrich Tukur nimmt seine Auszeichnung nicht allzu ernst

Herumalbern mit einem seriösen Preis

29. März 2015

Verleihung der Adolf-Grimme-Preise 2015 in Marl – Foyer 03/15

Freitag, 27. März: In den vergangenen Jahren gingen bei der Verleihung des renommiertesten deutschen Fernsehpreises, des Adolf-Grimme-Preises, immer mal wieder ein paar Quoten-Auszeichnungen an innovative Formate der Privatsender. Die ProSieben-Show „Circus HalliGalli“ gehörte dazu, die TNT-Serie „Add a Friend“ oder „Walulis sieht fern“ von Tele5. 2015 war der Preis nun aber wieder komplett in der Hand der öffentlich-rechtlichen Sender. Unter den sechzehn ausgezeichneten Formaten und Persönlichkeiten fand sich kein einziger Vertreter des Privatfernsehens. Die Nase vorn hatten das ZDF (fünf Auszeichnungen) und der WDR (ebenfalls fünf Auszeichnungen), gefolgt vom BR, der es mit Koproduktionen auf drei Trophäen brachte. Trotz dieser Dominanz des Gebühren-Fernsehens lobte Grimme-Direktorin Frauke Gerlach am Abend der Verleihung im Theater Marl vor den 900 geladenen Gästen die Vielfältigkeit des Fernsehjahres und „erfreuliche Ansätze zu programmlichen Innovationen.“

Grimme-Preisträger Ulrich Matthes

Wenige Stunden vor der feierlichen Zeremonie trafen sich etliche der Preisträger zum traditionellen Presseempfang im Grimme-Institut, wo sie sich mit den Auszeichnungen ablichten und von den Journalisten befragen ließen. Ulrich Tukur avancierte dabei wieder einmal zum Liebling der Massen, da er vor der Fotowand eine besonders spektakuläre Show ablieferte, sich den Preis auf den Kopf stellte oder durch die Luft wirbelte. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass er den seriösen Preis gar nicht ernst nimmt. „Nein, ich nehme auch diesen Preis nicht so ganz ernst. Aber es ist natürlich ein seriöser Preis, und unter den Fernsehpreisen sicherlich einer der bedeutenden“, kommentierte Tukur anschließend seine Einlage. Als Wertschätzung der eigenen Arbeit freue er sich natürlich über jede Auszeichnung, die ihm zuteil werde, aber nach einer ganzen Reihe von Preisen in den zurückliegenden Jahren wäre er nun freilich „nicht mehr so aus dem Häuschen wie beim ersten Mal“. Tukur wurde zusammen mit seinem Schauspielkollegen Ulrich Matthes, dem Drehbuchautoren Michael Proehl, dem Regisseur Florian Schwarz und der Redakteurin Liane Jessen für seine herausragende Leistung im HR-Tatort „Im Schmerz geboren“ ausgezeichnet, nach der Prämierung im Jahr 2000 für den ZDF-Film „Warten ist der Tod“ nun der zweite Adolf-Grimme-Preis des Schauspielers.

Suzanne von Borsody beim Presseempfang im Adolf-Grimme-Institut

Für Tukurs Namensvetter Ulrich Matthes, der neben etlichen Theaterauszeichnungen auch einen Bayerischen Filmpreis und eine Goldene Kamera sein eigen nennen kann, markiert der Gewinn für „Im Schmerz geboren“ nun den ersten Adolf-Grimme-Preis. Darüber ist der Schauspieler mit dem markanten Gesicht sehr glücklich, immerhin war vor zwei Jahren mit der 6. Staffel von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ auch eine seiner Lieblingsshows nominiert. „Ich gucke das wahnsinnig gerne! Man kann doch gleichzeitig ein Fuzzi der Hochkultur sein und ein solches Unterhaltungsformat lieben“, verteidigte Matthes seine Begeisterung für das umstrittene Dschungelcamp. Da sind die Meinungen bezüglich des 2015er-Grimme-Preisträgerfilms „Männertreu“ von Hermine Huntgeburth schon wesentlich konformer. Der ebenfalls für den Hessischen Rundfunk entstandene Film nach einem Buch von Autorin Thea Dorn brachte auch seinen drei Hauptdarstellern Matthias Brandt, Suzanne von Borsody und Maxim Mehmet Auszeichnungen in Marl ein. Für von Borsody ein Anlass, auf ihre Karriere zurückzublicken, denn als sie vor genau 35 Jahren für die Titelrolle in der Miniserie „Beate S.“ mit ihrem ersten Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, stand die Tochter des Schauspielerpaares Rosemarie Fendel und Hans von Borsody gerade am Beginn ihrer Profikarriere. „Es fühlt sich an, als sei das gestern gewesen! Ich bin mal gespannt, ob ich in 30 Jahren noch einen Grimme-Preis kriege“, scherzte sie zuversichtlich und verriet den Journalisten, dass sie den Preis anschließend „zu all den anderen ins Regal“ stelle.

Namensgeber Adolf Grimme war Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks

Übersicht aller ausgezeichneten Produktionen 2015

Fiktion

Altersglühen – Speed Dating für Senioren (WDR/NDR)

Bornholmer Straße (MDR/ARD Degeto/rbb)

Der Fall Bruckner (BR)

Männertreu (HR)

Tatort – Im Schmerz geboren (HR)

Information und Kultur

Akte D (WDR/ MDR/ BR)

Camp 14 - Total Control Zone (WDR/ BR/ ARTE)

Die Kinder von Aleppo (ZDF/ ARTE/ Channel 4)

Nach Wriezen (rbb)

Wir waren Rebellen (ZDF)

Unterhaltung/Spezial

Dietrich Krauß, Max Uthoff und Claus von Wagner für den kalkulierten Bruch mit den Konventionen des Kabaretts in der Sendung „Die Anstalt“ vom 18.11.2014 mit ihrer klaren Haltung zur Debatte um den Umgang mit Flüchtlingen durch einen emotionalen Moment. (ZDF)

Mr. Dicks – Das erste wirklich subjektive Gesellschaftsmagazin (EinsFestival/ WDR)

Sonderpreis Kultur des Landes NRW

Ab 18! 10 Wochen Sommer (ZDF/3sat)

Publikumspreis der Marler Gruppe

Altersglühen – Speed Dating für Senioren (WDR/NDR)

Besondere Ehrung

WDR-Journalistin Ina Ruck für ihre langjährige Tätigkeit als ARD-Auslandskorrespondentin in Moskau und Washington.

Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschulverbands

ZDF-Korrespondent Dietmar Ossenberg wird für seine herausragenden Leistungen als Auslandskorrespondent

Text/Fotos: Frank Brenner

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