Ludwig van Beethoven und seinem Wirken nachzuspüren ist die große Aufgabe des Jahres für alle Kulturschaffenden. Was machte den großen Komponisten aus und was davon ist heute noch relevant, auf die heutige Zeit übertragbar? Mit dieser Frage setzt sich das Gürzenich-Orchester in seinen nächsten Konzerten auseinander. „Die neue Akademie“ soll nachempfinden, wie Beethovens eigene Wiener Akademien aussahen: Das Konzert taucht ein in Beethovens Universum, indem es eindringliche Momente seiner Klavier- wie seiner Orchestermusik besonderen zeitgenössischen Handschriften gegenüberstellt. Beethoven, der Erfinder der „Orchesterkomposition“, rückt ebenso in den Fokus wie der politisch bewegte Künstler, Beethoven der Poet und Beethoven der Visionär.
Die Komponistin Isabel Mundry gestaltet gemeinsam mit dem Choreografen Jörg Weinöhl verbindende Momente, in denen die Musik Beethovens sich gleichsam selbst zuhört. Francesco Filidei reagiert auf Beethovens 5. Klavierkonzert. Hinzu kommen in der Verbindung von Musik des Jubilars mit Neuer Musik Werke von Helmut Lachenmann und Bernd Alois Zimmermann.
Besonders spannend ist das Konzept, dass die Zuhörer zunächst ohne Programmablauf werden auskommen müssen – sie wissen nicht, in welcher Reihenfolge die Werke des Abends erklingen. Das Publikum ist eingeladen, sich auf ein ganz besonderes Experiment einzulassen, einen Klangfluss, der immer wieder in der Interpretation von Pierre-Laurent Aimard auch Auszüge aus Beethovens Schaffen präsentiert – aber wann es sich um solche handelt, verschwimmt durch die musikalischen Übergänge Isabel Mundrys. Es herauszufinden, ist dem Publikum überlassen.
Mit dem ganz besonderen Konzertprogramm, das in einer sehr intensiven Zusammenarbeit von Dramaturg Patrick Hahn, Pianist Pierre-Laurent Aimard und Dirigent François-Xavier Roth gewähren letztere einen ganz persönlichen Einblick in ihr Beethoven-Verständnis. Nach den Konzerten in Köln wird das Gürzenich-Orchester mit seinem Programm „Die neue Akademie – eine Beethoven-Séance“ auch reisen: Von Köln aus geht es nach München, Lyon, London und Hamburg.
Konzert „Allein Freyheit“ | 9.2. 11 Uhr, 10., 11.2. je 20 Uhr | Kölner Philharmonie | 0221 280 280
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