Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht
USA 2019, Laufzeit: 77 Min., FSK 12
Regie: Karen Maine
Darsteller: Natalia Dyer, Timothy Simons, Alisha Boe
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Gewitzte Coming-of-Age-Geschichte
Die verlorene Tochter
„Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht“ von Karen Maine
In den USA ist es so eine Sache mit der Religiosität. Obwohl in weiten Teilen Europas die institutionalisierte Form des Glaubens auf dem Rückmarsch ist und immer mehr Kirchenaustritte verzeichnet werden, wird die christliche Lehre im Land der unbegrenzten Möglichkeiten noch immer als Richtpfeiler hochgehalten, was man nun auch wieder im Präsidentschaftswahlkampf sehen kann. Dass sich hinter dieser vermeintlich moralischen Integrität oftmals Heuchelei verbirgt, dürfte für die meisten ebenfalls keine neue Erkenntnis sein.
Die Story von „Yes, God, Yes“ hatte Filmemacherin Karen Maine bereits 2017 in einem 11-minütigen Kurzfilm behandelt, in dem ebenfalls schon Natalia Dyer in der Hauptrolle glänzte. Nun hat Maine die dort angesprochenen Themen in ihrem Langfilmdebüt noch einmal aufgegriffen und ihnen dabei mehr Tiefe und ausgefeiltere Figuren gegönnt. Trotzdem hat die Regisseurin die Geschichte nicht über die Maße aufgeblasen und mit ihrem knapp 80-minütigen Film einen gleichermaßen knackigen wie kurzweiligen neuen Zugang zu den Fragestellungen gefunden.
In den frühen 2000ern wächst Alice (bezaubernd: Natalia Dyer) in einer religiösen Familie auf. Als sie von aufkeimenden sexuellen Begierden in Verwirrung gestürzt wird, entschließt sie sich, an einem christlichen Wochenendcamp in „St. Ignatius“ teilzunehmen, um in Arbeitskreisen näher bei Gott zu sein und wieder zu einem sittlich-moralischen Lebenswandel zurückzufinden. Doch vor Ort macht Alice schnell die Erfahrung, dass etliche der anderen Teilnehmer und auch einige der Betreuer eine Doppelmoral leben und nur vordergründig zu dem stehen, was sie in den Gruppen predigen. Das junge Highschool-Mädchen ist hin- und hergerissen zwischen den natürlichen Bedürfnissen ihrer erwachenden Sexualität und den Restriktionen, die ihr hierbei von der Kirche aufgezwungen werden.
Vor anderthalb Jahren hatte sich Joel Edgerton in „Der verlorene Sohn“ mit Konversionstherapien beschäftigt, bei denen in christlich motivierten Gruppen homosexuellen Menschen ihre Neigungen ausgetrieben werden sollten. Karen Maine beschäftigt sich in ihrem Debütfilm mit einem ganz ähnlichen Themenkomplex, der in diesem Fall unter heterosexuellen Jugendlichen angesiedelt ist, die gleichwohl ihre sexuelle Natur unterdrücken sollen. Dass sie „Yes, God, Yes“ im Jahr 2001 verortet hat, sorgt dabei für einige zusätzliche humoristische Zwischentöne, da bei der heutigen Jugend AOL-Chats und steinzeitlich anmutende Handys für Belustigung sorgen werden. Durch die veralteten Technologien gelingt es der Regisseurin aber auch, eine Parallelität zu den veralteten Ansichten herzustellen, die nichtsdestotrotz auch im Jahr 2020 noch vielerorts verbreitet werden. Angesichts einer wachsenden Prüderie in den USA ist es wichtig, dass Filme wie dieser auch einmal die weibliche Sexualität von Teenagern auf gleichermaßen aufrichtige wie auch humorvoll-leichtgewichtige Weise zu thematisieren verstehen.
(Frank Brenner)
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