Silly – Frei von Angst
Deutschland 2017, Laufzeit: 114 Min., FSK 0
Regie: Sven Halfar
>> www.silly.de/
Nostalgisch angehauchte Konzert- und Band-Dokumentation
Zurück in die Zukunft
„Silly – Frei von Angst“ von Sven Halfar
Als im September beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen die Vorpremiere von „Silly – Frei von Angst“ stattfand, war man schon gespannt, ob die Strahlkraft der schon 1978 in der DDR gegründeten Rock-Band auch noch 40 Jahre später im eher beschaulichen Rheinland-Pfalz wirken würde. Und tatsächlich: Das riesige Kinozelt mit seinen 1200 Plätzen war in allen Vorstellungen voll begeisterter Zuschauer, die sich von Sven Halfars Film und einem Live-Konzert der Band bereitwillig auf eine nostalgische Reise mitnehmen ließen. Halfars in entsättigten Farben gedrehte Dokumentation begleitet die Band bei den Vorbereitungen zu ihrer aktuellen Tour „Wutfänger“, ist bei der Probenarbeit dabei und bei den Auftritten. Dazwischen blendet er immer wieder mit Archiv-Material zurück zu den Anfängen der Gruppe, die sich, sehr zum Missfallen des DDR-Kulturministeriums (von wegen Anglizismen!) nach ihrer Katze Silly benannt hatte. Damals – als Anna Loos noch in den Kinderschuhen steckte – war Tamara Danz 15 Jahre lang ihre Frontfrau, die viermal zur Sängerin des Jahres gekürt wurde. In ihren selbstbewußt-poetischen Texten versteckte sich so manche Kritik am Arbeiter- und Bauernstaat.
Die Erinnerungen, die Halfar feinfühlig „ausgräbt“, handeln auch von Bewährungsprobe, als Tamara sich von dem Keyboarder Ritchie Barton trennt und mit dem Gitarristen Uwe Hassbecker zusammenzieht. Jede andere Band – zu der noch der Bassist Jäckie Rezniczek gehörte – hätte dieses Beziehungsdrama gesprengt, doch man raufte sich der Musik zuliebe zusammen. Erst nach dem tragischen Krebstod der erst 43-jährigen Tamara 1996 löste sich die Band auf, um sich 10 Jahre später „neu“ zu erfinden – auch weil sie Tamara auf dem Sterbebett versprochen hatten, Silly nicht sterben zu lassen. So heißt es zu Beginn des Films aus dem Off „Willkommen in der Gemeinschaft“, der Anna Loos mittlerweile mit ihren pointierten Lied-Texten ihren Stempel aufgedrückt hat: „…dass die Texte wir sind.“
Nicht zuletzt hat sie dazu beigetragen, dass Silly nicht nur zu einem Produkt der Ostalgie geworden ist. Das Spektrum der Fans einer der stilbildensten deutschen Rockbands erstreckt sich mittlerweile vom Oberschüler bis zum Rentner. In den, zwischen den dynamischen, mitreißenden Konzert-Sequenzen eingestreuten Interviews mit den Protagonisten bekommt man einen unterhaltsam-erhellenden Einblick über die künstlerischen und organisatorischen Probleme einer Konzertreise: vom Versagen der Stimme bis zum Tag- und Nacht-Zusammensein der 18-köpfigen Crew in einem („Virenschleuder“-)Tour-Bus. Ohne wehleidig zu werden, erinnert man sich an vergangene DDR-Zeiten („Unser Leben im Osten hatte auch Vorteile“) und die (enttäuschten) Hoffnungen der Wende: „Die Sehnsucht ist ein schöner Ort. Und wenn sie da ist, ist sie fort.“ Diese sehr persönlichen Statements geben der Dokumentation, neben ihrer musikalischen Kraft, jene menschliche Note, die uns gebannt zuhören und -sehen lassen.
(Rolf-Rüdiger Hamacher)
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