Papillon
USA 2018, Laufzeit: 117 Min., FSK 12
Regie: Michael Noer
Darsteller: Charlie Hunnam, Rami Malek, Eve Hewson
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Neuverfilmung des Fluchtabenteuers
Fluchtversuche
„Papillon“ von Michael Noer
Henri Charrière treibt seit den 1920er Jahren in Paris als Dieb sein Unwesen. 1932 dann wird er wegen Mordes an einem Zuhälter zu lebenslanger Verbannung in eine Strafkolonie in Französisch-Guayana verurteilt – zu Unrecht, nach eigener Aussage. Nach dem dritten Anlauf gelingt ihm 1944 die Flucht. Gut 25 Jahre später gießt er seine abenteuerliche Vergangenheit in einen autobiografischen Roman: „Papillon“. Das, was das Kino gerne macht, nimmt er dabei bereits vorweg: Er ergänzt seine Erinnerungen mit fiktionalen Elementen bzw. mit Geschehnissen, die er vom Hörensagen kennt. Das Buch wird zum Bestseller und mit Steve McQueen und Dustin Hoffman in den Hauptrollen verfilmt.
Schon die Erstverfilmung aus dem Jahr 1973 litt darunter, dass man in 144 Minuten nur oberflächlich das Martyrium der zwölfjährigen Lagerhaft und die wiederholten Fluchtversuche verpackt bekam. Zugleich machte man aus der Not auch mal eine Tugend, indem man zwischen den Antritt einer fünfjährigen Einzelhaft und der Entlassung daraus einfach bloß einen Schnitt setzte: Papillons dramatische äußere Veränderung sprach für sich – so einfach, so genial. Regisseur Franklin J. Schaffner schuf einen starbesetzen Abenteuerfilm, der opulent bebildert wurde und von aufwendigen Kulissen gestaltet war.
Die Neuverfilmung orientiert sich am Roman und an der damaligen Drehbuchfassung gleichermaßen und ist noch einmal auf insgesamt knapp zwei Stunden verdichtet. Grundsätzlich entpuppt sich dieses Unterfangen als so überflüssig wie zehn Jahre Lagerhaft. Der dänische Regisseur Michael Noer sucht keine nennenswerten, neuen Ansätze, Inszenierung und Kameraarbeit bewegen sich außerdem weitreichend auf klassischem Fernsehniveau. So dauert es bis ins letzte Drittel, bis die Kamera Totalen entdeckt, die einem eine Idee geben von Natur und Verlorenheit, davon, wo man sich befindet, davon, wie ausweglos die Situation ist. Die Kulissen zu Beginn in Paris sehen aus wie – Kulissen.
Staubfrei, kühl beleuchtet, kaum leinwandsprengend: Der fehlenden Tiefe der Erstverfilmung wird hier zusätzlich inszenatorisch entsprochen. Einzig der Score von David Buckley („The Nice Guys“, „Jason Bourne“) vermag es, gelungen Atmosphäre und Verlorenheit anzudeuten. Und Hauptdarsteller Charlie Hunman, der hier völlig unzeitgemäß mit Gym-trainiertem Body aufläuft, glänzt nach „Die versunkene Stadt Z“ und „King Arthur: Legend of the Sword“ erneut mit fehlendem Charisma. So ist es dann an Rami Malek („Mr. Robot“, „Bohemian Rhapsody“), dem Film als Papillons Schicksalsgefährte Louis Dega ein lohnendes Quentchen Qualität einzuverleiben.
Nun, vielleicht kann man sich nur überheben, wenn man Charrières Vorlage auf einen abendfüllenden Kinofilm herunter brechen möchte. Da sie wiederum kaum ausreichend Potenzial für einen Kino-Mehrteiler bietet, sollte man sich in diesem Fall beim nächsten Mal vielleicht lieber an einer Fernsehserie probieren. Solch ein Format bietet zum einen Zeit für die mehr Detail und Vertiefung – und bietet heutzutage ja sogar, anders als so mancher Spielfilm, kinoreife Bilder.
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