Online für Anfänger
Frankreich, Belgien 2019, Laufzeit: 106 Min., FSK 12
Regie: Gustave Kervern, Benoît Delépine
Darsteller: Blanche Gardin, Denis Podalydès, Corinne Masiero
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Gewitzte Soziokomödie
Probleme unserer Zeit
„Online für Anfänger” von Benoît Delépine und Gustave Kervern
Auf manch einen der Zuschauer und Kritiker der 70. Internationalen Filmfestspiele von Berlin 2020 wirkte es ein wenig befremdlich, dass es Benoît Delépines und Gustave Kerverns neuer Film „Online für Anfänger“ in den Wettbewerb des Programms geschafft hatte. Zu witzig, vielleicht auch zu unbedeutend, wirkte der Film auf manche, die im Kampf um den Goldenen Bären viel lieber Kunstkino oder bedeutungsschwangere Dramen sehen. Für einige andere war es aber eine willkommene Abwechslung zu den bleischweren Beziehungs- und Sozialdramen, die um den Hauptpreis des Festivals konkurrierten, ein Hoffnungsschimmer unter den morgendlichen Vorstellungen, die einen zur Abwechslung mal beschwingt und gut gelaunt in den weiteren Tag entließen. Für Delépine und Kervern ist es nicht der erste Film im Programm der Berlinale, auch mit „Mammuth“ und ihrem grandiosen Hauptdarsteller Gérard Depardieu waren sie bereits 2010 im Wettbewerbs-Programm des bedeutendsten deutschen Filmfestivals vertreten. Unter Arthouse-Freunden sind die französischsprachigen Regisseure ohnehin längst ein Begriff, denn „Der Tag wird kommen“ und „Louise Hires a Contract Killer“ fanden auch in Deutschland viele begeisterte Kinozuschauer.
Der neue Film der beiden, „Online für Anfänger“, hat eine nur schwer zusammenzufassende Handlung. Wie viele andere Filme von Delépine und Kervern zerfällt auch dieser eher in eine Sketchshow, in der in kleinen Szenen Missstände unserer Zeit angesprochen und auf ironische Weise gebrochen werden. Dieses Mal dreht sich alles um das Internet, dessen Verlockungen und Gefahren, ein brandaktuelles Thema also, das die beiden Filmemacher auf clevere Weise geerdet und mit Momenten versehen haben, die viele ZuschauerInnen aus ihrem eigenen Alltag wiedererkennen dürften. Marie (Blanche Gardin) lebt gerade in Scheidung und hat den Kontakt zu ihrem 15jährigen Sohn verloren, der lieber beim gutverdienenden Vater lebt. Als sie nach einer nächtlichen Sauftour von ihrem Lover erpresst wird, der ein Sextape mit ihr aufgenommen hat, ist das Dilemma groß. Auch Nachbar Bertrand (Denis Podalydès) hat Ärger mit modernen Kommunikationsmöglichkeiten, denn seine Tochter wird im Internet von Klassenkameraden gemobbt. Die Dritte im Bunde der durch das Internet Geschädigten ist Christine (Corinne Masiero), die als Fahrerin arbeitet und unter den schlechten Bewertungen ihres Internetprofils leidet. Gemeinsam wollen die drei ihre Probleme in den Griff bekommen. Immer wieder ertappt man sich dabei, dass man solche oder so ähnliche Situationen aus eigener Erfahrung kennt. Das verleiht den Vignetten von Delépine und Kervern einen äußerst realistischen Anspruch – und einen treffenden, bitterbösen Humor. Wie immer exzellent besetzt, kann man sich mit den drei Protagonisten vorzüglich identifizieren und mit ihren Problemen mitfühlen – und auch an Tiefgang mangelt es dem Film nicht, weil er uns auf humorvolle Weise jede Menge über die Welt von heute erzählt. Leer ausgegangen ist „Online für Anfänger“ auf der Berlinale auch nicht – sowohl die Jury als auch die Zuschauer krönten den Film jeweils mit einem Preis!
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