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Monsieur Chocolat

Monsieur Chocolat
Frankreich 2015, Laufzeit: 119 Min., FSK 12
Regie: Roschdy Zem
Darsteller: Omar Sy, James Thiérrée, Thibault de Montalembert
>> www.monsieurchocolat-film.de/

Zirkusdrama nach einer wahren Geschichte

Dummer August
„Monsieur Chocolat“
von Roschdy Zem

Rafael Padilla wird als Sohn einer Sklavenfamilie auf Cuba geboren und ins Baskenland verkauft. Dort gelingt ihm die Flucht. Er schlägt sich mit Jobs durch, bis er für den Zirkus entdeckt wird und unter dem Namen Chocolat auftritt. Seinen größten Erfolg feiert der farbige Künstler ab 1895 an der Seite des britischen Clowns George Footit. Als ungleiches Duo – der Weiße Clown und der Dumme August – verleihen sie der Clownerie bis dahin unerreichte Popularität. Heute sind die beiden längst in Vergessenheit geraten. Regisseur Roschdy Zem erinnert mit diesem berührenden, nostalgischen Drama an zwei große Clowns und an das zermürbende Streben eines farbigen Künstlers nach Respekt im Paris der Belle Époque.

„Monsieur Chocolat“ glänzt ohne Hochglanz. Ganz bezaubernd taucht der Film gleich zu Beginn ein in die Welt der Gaukler und Zirkusartisten im Wanderzirkus Delvaux. Dort erschreckt Rafael Padilla (Omar Sy) das Publikum als „Negerkönig Kananga“. Georges Footit (Charlie-Chaplin-Enkel James Thiérrée), der Clown der Truppe, bemüht sich derweil um neue, kreative Ansätze. Schließlich überlegt er, gemeinsam mit Padilla aufzutreten. Die beiden entwickeln ein Gespann, das dem Zirkus Gewinn und den Clowns schließlich ein Angebot des Nouveau Circus aus Paris beschert. Sie nehmen an und erwachsen dort zu Stars. Doch der Erfolg fordert seinen Tribut. Während Footit seine Sehnsüchte unterdrückt und sein Leben jenseits der Bühne zurückgezogen fristet, verfällt Padilla den Verlockungen des Geldes, der Drogen und des Glücksspiels. Und er sieht sich einem allgegenwärtig schwelenden Rassismus ausgesetzt, den er wiederum in seiner Rolle als kindlicher, farbiger Tunichtgut schürt. Als dummer August, der mit den Ohrfeigen, die er fortwährend kassiert, Lacher erntet.

Das Drama hat die wahre Geschichte filmgerecht aufgearbeitet und poliert, ohne dabei verklärter Zirkusromantik zu verfallen. Regisseur Roschdy Zem interessiert sich vordergründig für die Erfolgsgeschichte des Duos und für das Ringen Chocolats nach Anerkennung. Dabei bleibt leider die charakterliche Vertiefung weitestgehend auf der Strecke. Während Padilla von Impuls zu Impuls schwankt, bleibt vor allem Footit zerrissene Randfigur und unergründbar. Das Verhältnis zu seinem Bühnenpartner wird nur oberflächlich angedeutet, was zum Ende die große Emotion dämpft. So erzählt Zem viel und dabei mitunter zu wenig. Doch das tut dem großen Ganzen kaum Abbruch. Der Film lebt weniger vom emotionalen Überbau, dafür aber um so mehr vom Detail, von Spiel und Requisite, von Inszenierung und Kostüm, von Kurzweil, vom Lachen, vom Staunen und von den schmerzvollen Stichen, die der allgegenwärtige Rassismus setzt. Hoch amüsant die Clownsketche, die James Thiérrée selbst choreografierte oder mit Omar Sy improvisiert. Wundervoll die Einblicke in die Welt vor hundert Jahren, die Zem uns hier leichthändig und stilsicher gewährt. Charmant die Inszenierung, die ein tragisches Märchen erzählt – und noch vieles mehr.

(Hartmut Ernst)

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