Moffie
Südafrika, Großbritannien 2019, Laufzeit: 108 Min., FSK 16
Regie: Oliver Hermanus
Darsteller: Kai Luke Brummer, Mark Elderkin, Michael Kirch
>> www.queerfilmfestival.net/moffie
Militärfilm mit ungewöhnlichem Twist
Kampf dem Kommunismus
„Moffie” von Oliver Hermanus
Vor vierzig Jahren war die Welt noch eine andere. Südafrika war noch unter der Führung der ehemaligen niederländischen Kolonialherren, die die Apartheid fest im Land verankert hatten und die weiße Vormachtstellung über die eigentlich dort beheimatete dunkelhäutige Bevölkerung rigoros ausübten. Als im Jahr 1981, in dem der Film „Moffie“ angesiedelt ist, die Grenze zum Nachbarstaat Angola gesichert werden soll, wo die von der Sowjetunion unterstützte MPLA (Volksbewegung zur Befreiung Angolas) an die Macht gekommen ist, werden die erwachsenen weißen Männer über 16 Jahren in die Armee eingezogen. Auch Nicholas (Kai Luke Brümmer) ist einer von ihnen, der nun darauf gedrillt werden soll, den Kommunismus zu bekämpfen und das Land gegen die „schwarze Gefahr“ zu verteidigen, um die Apartheid aufrecht zu erhalten. Von Anfang an wird klar, dass es die Soldaten unter dem Kommando von Sergeant Brand (Hilton Pelser) nicht leicht haben werden, denn der schikaniert die Männer mit perfider Lust und stachelt sie auch gegeneinander auf. Als zwei Männer zusammen auf der Toilette erwischt werden, lässt Brand die ganze Truppe gegen die „Moffies“ skandieren, ein Afrikaans-Wort für „Schwuchtel“, das voller Hass und Verachtung steckt.
Zu diesem Zeitpunkt weiß Nicholas bereits, dass auch er ein „Moffie“ ist, was in seinem Regiment natürlich niemand wissen darf. Als ihm bei einer nächtlichen Außenübung der Kamerad Dylan Stassen (Ryan de Villiers) anbietet, gemeinsam in seinem Schlafsack zu übernachten, weil der von Nicholas klatschnass geworden ist, kommen sich die beiden Männer zaghaft näher. Danach sind sie freilich wieder sehr bedacht darauf, die anderen nicht anmerken zu lassen, welche Gefühle in ihnen vorgehen. Der südafrikanische Filmemacher Oliver Hermanus hat bereits im Jahr 2011 mit „Beauty“ einen Film über heimliches homosexuelles Begehren gedreht. Sein neuer Film „Moffie“ beruht auf dem autobiografischen Roman von André Carl van der Merwe, der darin 2006 seine Tagebuchaufzeichnungen als junger Soldat verarbeitete. So ist der Film in erster Linie ein Militär- und Kriegsfilm geworden, der in der Tradition von Schinderfilmen wie „Full Metal Jacket“ von Stanley Kubrick steht, den schier endlosen militärischen Drill aber insgesamt deutlich überstrapaziert. Viel gelungener sind die leider recht seltenen leisen Szenen des Films, wie beispielsweise die zaghafte Annäherung der beiden Männer im Schlafsack oder Nicholas‘ Erinnerungen an eine Demütigung in seiner Jugend. Handlungsbestimmend bleiben hingegen die Schikanierungen durch den Sergeanten und die arrogant-überhebliche Art, mit der die Weißen in Südafrika der dunkelhäutigen Bevölkerung begegnet sind.
(Frank Brenner)
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