Jackie the Wolf
Frankreich, Deutschland 2023, Laufzeit: 93 Min., FSK 18
Regie: Tuki Jencquel
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Doku über eine Verfechterin des Rechts auf Sterben
Radikale Geste
„Jackie The Wolf“ von Tuki Jencquel
Jacqueline Jencquel wird 1943 geboren und plant schon mit 20 ihren baldigen Suizid. Da hat sie gerade ihre wilde Jugend hinter sich und in Sartres “Die Wege der Freiheit“ von einer 18-jährigen Heldin gelesen, die sich vornimmt, mit 22 in den Freitod zu gehen. Die Figur dient ihr als Vorbild. Dann aber ist Jencquel schwanger und bringt ihren ersten Sohn zur Welt. „Ein anderes Leben drängte sich dazwischen“, sagt sie in diesem Dokumentarfilm rückblickend. Regisseur ist Tuki, Jencquels zweiter Sohn. Und wir erfahren, dass dem herbeigesehnten Tod seiner Mutter nicht nur einmal das Leben dazwischen kommt.
Jacqueline Jencquel engagiert sich in Frankreich für das Recht auf Sterben, große Aufmerksamkeit erfährt sie mit einem Fernsehinterview, in dem sie dem Moderator forsch, freizügig und unverblümt begegnet. Abgesehen davon bildet Tuki Jencquel weniger die Außenwirkung seiner prominenten Mutter ab, so dass man kaum etwas erfährt von ihrem Einfluss auf Gesellschaft und Politik. „Jackie The Wolf“ folgt seiner Protagonistin vielmehr privat und intim. Eine nahe Begegnung zwischen Mutter und Sohn durch eine weitere Phase der Todessehnsucht, die wieder und wieder unterbrochen wird. Eine Zeit des Austauschs, des Rückblicks, der Begegnungen mit den Enkelkindern und mit Menschen, die Jencquel selbst in den Tod begleitet.
Je öfter sich Jacqueline Jencquel mit dem Tod verabredet, um ihn erneut zu versetzen, desto inkonsequenter wirkt sie in ihrem Streben, in ihrer Motivation. Sie bleibt ein Stück rätselhaft, nicht greifbar. Weil sie dem Tod so flapsig zu begegnen scheint. Erst recht, wenn sie ihn bei nachlassendem Leidensdruck weiterhin herbeisehnt. Und damit fragt der Film am Ende auch danach, was ist, wenn jemand noch verhältnismäßig vital ist und dennoch einfach sterben will. Eine gute Frage, die Jencquel unter anderem damit auskontert, indem sie den Tod schlichtweg enttabuisiert. Und ihm den Schrecken nimmt, indem sie einer etwaigen Qual des Sterbens zuvorkommt. Indem sie dem Tod mit Würde begegnet. Bei klarem Verstand.
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