Caracas, eine Liebe
Venezuela, Mexiko 2015, Laufzeit: 93 Min., FSK 16
Regie: Lorenzo Vigas Castes
Darsteller: Alfredo Castro, Luis Silva, Alí Rondon
>> www.caracaseineliebe.weltkino.de
Preisgekrönte Beziehungsgeschichte vor Großstadt-Kulisse
In Distanz
„Caracas, eine Liebe“ von Lorenzo Vigas
Nur gucken, nicht anfassen. Das ist das Motto von Armando. 50 Jahre, Zahntechniker. In den Armenvierteln von Caracas sucht er junge Männer, und bezahlt sie nur für ihre Gesellschaft. Doch eines Tages trifft Armando auf Elder, einen 17jährigen Kleinkriminellen, der in einer Auto-Werkstatt arbeitet, und bei der kleinsten Gelegenheit zuschlägt. Die erste Begegnung zwischen den beiden verläuft entsprechend: Elder begleitet Armando nach Hause, doch anstatt sich dort auszuziehen, zieht er ihm eins über und beklaut ihn. Aber die beiden suchen weiterhin die Nähe zueinander. Ein Mittagessen in einem Restaurant. Ein gemeinsamer Ausflug ans Meer. Mit der Zeit scheint sich Elder in den grauhaarigen Mann zu verlieben. Doch Armando, der als Kind scheinbar von seinem Vater misshandelt wurde, kann die Nähe nicht zulassen.
Alfredo Castro, einer der stillen Stars des chilenischen Kinos von Pablo Larraín („El Club“, „No“) spielt diesen einsamen Außenseiter mit einer fast unangenehmen Zurückhaltung. Im Gegensatz dazu steht das testosteronreiche Spiel von Luis Silva, der in tief sitzender Jeans und Unterhemd seine Hochhaussiedlung regiert. Das Zusammenspiel dieser beiden Figuren ist das intensivste an diesem Film, der mit prominenter Beteiligung – das Drehbuch basiert auf einer Geschichte von „Amores Perros“-Autor Guillermo Arriaga – entstanden ist. Die kunstvolle Kameraarbeit kann nicht ganz darüber hinwegtäuschen, dass der Film zwischendurch ein wenig lang erscheint und am Ende zunehmend konstruiert wirkt. „Caracas, eine Liebe“ ist das Langfilmdebüt von Lorenzo Vigas. Doch seit seinem Filmstudium Mitte der 90er Jahre in New York hat der studierte Molekularbiologe zahlreiche Experimentalfilme, Dokumentationen und Werbefilme realisiert. In Cannes lief 2004 sein Kurzfilm „Los elefantes nunca olvidan“, ein bemerkenswerter Film, der ähnliche Themen verhandelt wie „Caracas, eine Liebe“, aber weniger inszeniert wirkt.
In seinem ersten Langfilm scheint Lorenzo Vigas das Motto seiner Hauptfigur Armando ein wenig zu wörtlich genommen zu haben. Ihm gelingt es nicht ganz, eine Verbindung zu seinen beiden Figuren aufzubauen, und so steht man der Geschichte und ihrem tragischen Finale am Ende ein wenig distanziert gegenüber. Venezuelas Hauptstadt Caracas, diese Metropole mit der höchsten Mordrate der Welt, welche die venezolanische Filmemacherin Mariana Rondón in „Pelo Malo“ so eindrücklich als menschenfeindliche Umgebung entlarvt hat, verschwindet hier hinter Unschärfen. Und auch die politischen und wirtschaftlichen Konflikte, an denen Venezuela aktuell zu ersticken droht, spielen in diesem Film, wenn überhaupt, nur am Rande eine Rolle. Natürlich sollte sich Kunst nicht an der Aktualität messen müssen – doch „Caracas, eine Liebe“ ist von der dortigen Lebensrealität recht weit entfernt. Immerhin hat Lorenzo Vigas' Debüt mit dem Goldenen Löwen in Venedig im vergangenen Jahr einen Hauptpreis auf einem der wichtigsten Filmfestivals der Welt erhalten. Eine Auszeichnung die ein wenig verwundert, doch ganz tagesaktuell betrachtet, ist wohl jeder Film, der sich kritisch mit der Situation Homosexueller auseinandersetzt, ein wertvoller Film.
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