Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
4 5 6 7 8 9 10
11 12 13 14 15 16 17

12.531 Beiträge zu
3.771 Filmen im Forum

Foto: David Baltzer

Irgendwie dazwischen

31. Januar 2023

„Exil“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 02/23

Menschen im Nebel, eine eingefrorene Schaukel, trennende Plexiglaswände – die Figuren in Nuran David Calis neuem Stück „Exil“ sind in einer verstörenden Atmosphäre der Ungewissheit und Distanz gefangen (Bühne: Anne Ehrlich). Der junge ukrainische Schauspieler Oleksii Dorychevskyi erzählt von seiner Emigrationsodyssee mit Frau und Kind nach Deutschland, von quälender Selbstbefragung, Fluchtentscheidungen und deutscher Überheblichkeit. Seine Frau Alina ergänzt via Video seine Ausführungen. Beides wird flankiert mit antiken Texten zum Thema Krieg. „Exil“ scheint zunächst ganz auf den aktuellen Konflikt zwischen der Ukraine und Russland fokussiert. Dann allerdings erweitert sich die Dramaturgie des Abends. Das Schicksal ukrainischer Flüchtlinge wird mit dem syrischer, iranischer oder burundischer verglichen, die sich inzwischen in Deutschland aufhalten.

Es geht um Heimatverlust, abenteuerliche Fluchtrouten, absurde Befragungen hierzulande. Mit viel Emphase inszeniert Calis seine Kritik an der Ungleichbehandlung der Flüchtlinge – wobei er selbst neben den deutschen Schauspieler:innen Kristin Steffen, Stefko Hanushevsky, Ismail Denizund Michaela Steiger auch „nur“ den Ukrainer Oleksii Dorychevskyi einsetzt, alle anderen sind ins Videobild gebannt. Der Abend hat eine stark aktivistische Tendenz, die alle Figuren auf das emotionale und faktische Fluchterlebnis reduziert. Der Abstraktionsgrad, dem die individuelle Erfahrung damit unterworfen wird, ist enorm. Doch am Ende gibt das Live-Interview mit einem ugandischen Flüchtling auf Samos der Mixtur von „Terror und Traum“, der die Flucht durchzieht, ein individuelles Gesicht.

Exil | 10., 14.2. jeweils 20 Uhr | Schauspiel Köln | 0221 221 284 00

Hans-Christoph Zimmermann

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Wonka

Lesen Sie dazu auch:

Ein Martyrium der Erniedrigung
„Kim Jiyoung, geboren 1982“ am Schauspiel Köln – Auftritt 12/23

Ohne Opfer kein Krimi
„Soko Tatort“ am Schauspiel Köln – Prolog 12/23

Im bürokratischen Irrgarten
„Der Prozess“ am Schauspiel Köln

Schiffbruch im Verstand
„S 62° 58‘, W 60° 39‘“ am Schauspiel Köln

Ende der Zivilisation
„Eigentum“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 11/23

Verliebt, verlobt, verlassen?
„Erstmal für immer“ am Schauspiel Köln – Prolog 10/23

Des Königs Tod und des Müllers Beitrag
„Yazgerds Tod“ am Schauspiel Köln – Auftritt 10/23

„Der Eigentumsbegriff ist toxisch“
Regisseurin Marie Bues bringt am Schauspiel Köln „Eigentum“ zur Uraufführung – Premiere 10/23

Tausch zwischen Wien und Köln
Kay Voges wird Intendant des Kölner Schauspiels – Theater in NRW 09/23

Interims-Intendant für den Neuanfang
Rafael Sanchez leitet ab 2024 das Schauspiel Köln – Theater in NRW 06/23

Frauen und Krieg
„Die Troerinnen“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 06/23

„Grenzen überschreiten und andere Communities ins Theater holen“
Sarah Lorenz und Hanna Koller über das Festival Britney X am Schauspiel Köln – Premiere 06/23

Theater am Rhein.

Hier erscheint die Aufforderung!