Es ist gruselig. Die real regierende Präsidenten-Farce Donald Trump ist nicht nur tagtäglich omnipräsent in hiesigen Nachrichtensendungen und Talkshows, sie begegnet einem darüber hinaus auch dort, wo man sie nicht vermutet, und wenn man Pech hat sogar da, wo man sie nun wirklich nicht haben will. So zum Beispiel in diesem Vorspann. Doch das, liebe Leserinnen und Leser, hat einen triftigen Grund: Wir möchten Sie an dieser Stelle warnen! Warnen vor weiteren, ungleich dramatischeren unverhofften Begegnungen mit Herrn Trump. Und zwar im (Heim-)Kino. So begab es sich, dass der Autor dieser Zeilen kürzlich zum Jahresausklang den Film „Ein Chef zum Verlieben“ von 2002 schaute. Eine solide romantische Komödie, in der Hugh Grant mit Sandra Bullock flirtet, um dann plötzlich mit Donald Trump Small Talk zu führen. Die erhoffte Realitätsflucht war dahin, der letzte Tag des Jahres unverrückbar überschattet. Du entkommst ihm nicht! Er ist überall!
Wer klug ist, baut vor und schaut ins Internet: Tatsächlich ist der Lebenslauf des Firmenpolitikers Trump seit den späten 1980er Jahren gepflastert von zahlreichen Auftritten in Kino und Fernsehen. Anders als dereinst Ronald Reagan, spielt der neue Präsident des Weltunternehmens USA allerdings bevorzugt sich selbst. Ob „Der Prinz von Bel-Air“ oder „Sex and the City“ – in TV-Serien begegnet Donald Trump den Protagonisten regelmäßig als Donald Trump, der Kurzauftritt immerzu euphorisch unterlegt mit der Applausmaschine und einer bis in die Ohnmacht gipfelnden Ehrfurcht der Serien-Stars. Im Kino, von „Kevin – Allein in New York“ über gleich zwei Whoopi-Goldberg-Komödien bis hin zur oben erwähnten Romanze geistert Trump als prominenter Sympathieträger durchs Bild. Noch öfter aber lässt er sich als geschniegelten Repräsentanten Seinesgleichen heranziehen: Ob in Woody Allens „Celebrity“, in Ben Stillers „Zoolander“ oder in Oliver Stones „Wall Street: Geld schläft nicht“, wo Donald Trump mit Gordon Gekko (Michael Douglas) im Friseursalon süffisant über die Wirtschaftslage schwadroniert. So kennen die US-Amerikaner ihren Trump schon seit langer Zeit. Jahr für Jahr unterwanderte er die Medien und gewöhnte sein künftiges Volk schon einmal an sich, sei es im McDonald’s-Spot zur besten Sendezeit oder indem er über die Leinwand trumpetet. Hierzulande überfällt er uns jetzt, s.o., von hinten.
Vergleichsweise provinziell wirken da vereinzelte Ausritte deutscher Politiker: Wenn etwa Guido Westerwelle 2000 im Big-Brother-Container armselig durchschaubar um Wählersympathien buhlte oder Markus Söder 2015 in einer Folge von „Dahoam is dahoam“ peinlich unverhohlen CSU-Propaganda betreiben durfte. Da wirkt Frank-Walter Steinmeiers Cameo-Auftritt 2014 in „Stromberg – Der Film“ schon beinahe sympathisch zurückhaltend. Trumps Erfolgsmasche indessen lässt Arges befürchten für die deutsche Kinolandschaft. Andererseits: This is not America. Und zumindest für den Kinomonat März dürfen wir für die Lichtspielhäuser Trump-Entwarnung geben. Oder…?
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