Die eindringlichste Figur ist ein kleiner Cyborg. Sein Name: Stix (Yuri Englert), vielleicht in Erinnerung an den antiken Fluss der Toten. Sein Ganzkörper-Kostüm mit Röckchen glänzt kupferfarben. Er driftet durch den Weltraum und dockt bei dem Raumfahrer Jonas an, dem er am Ende den Untergang der menschlichen Zivilisation verkündet.
„Eigentum (let‘s face it we‘re fucked)“ wurde vom Schauspiel Köln in einer Inszenierung von Marie Bues im Depot 1 zur Uraufführung gebracht. Grundmetapher für die thematisch allgegenwärtige, menschengemachte Ressourcenverschwendung ist das Haus als Symbol für Eigentum. Köcks Szenen spannen einen Bogen von Thomas Cooks kolonialistische Expeditionsreise in den Südpazifik 1773 über eine Wohnungsszene mit Maklerin und kaufwilligen Interessenten bis zu Szenen einer in den Weltraum flüchtenden Menschheit. Dramaturgisch zieht das Stück alle Register, nutzt Erzählung, Dialog, Chorpassagen oder Massenszenen – nichtsdestotrotz fehlt es dem Abend auf der Bühne ausgerechnet an Verdichtung. Das liegt nicht nur an der Entscheidung, drei Erzähler:innen (Birgit Walter, Jörg Ratjen, Melanie Kretschmann) einzusetzen; das Depot I ist letztlich zu groß für das Stück – auch wenn Heike Mondscheins dreiteiliges Bühnenbild aus Regal, fahrbarer Tribüne und Gerüst den Raum zu gliedern versucht. So verliert die eigentlich hochkomische Szene der Mieterschlacht um das Haus mit der Maklerin (Katharina Schmalenberg) als Schlachtenlenkerin ihren absurden Witz. Vielleicht hätte ein noch rabiaterer Eingriff ins Stück helfen können, so aber verliert der Abend sukzessive an Spannung. Schade.
Eigentum | 9., 10., 14.11., 6.12. | Schauspiel Köln | 0221 22 12 84 00
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