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Foto: Ana Lukenda

Schaler Aufguss

01. Dezember 2021

Schauspiel Köln zeigt „Die Lücke 2.0“ – Theater am Rhein 12/21

Remakes haftet der Geruch der Wiederholung eines Erfolgsrezepts an. Wenn Regisseur Nuran David Calis „Die Lücke 2.0“ am Schauspiel Köln herausbringt, dann erinnert schon der Titel an seine Produktion „Die Lücke“ von 2014 zu den Folgen der Anschläge in der Keupstraße. Doch nicht nur das: Der Abend beginnt wie vor sieben Jahren mit einem Spaziergang durch die Keupstraße. Anschließend äußern die bekannten türkischstämmigen Performer Ismet Büyük, Ayfer Sentürk Demir und Kutlu Yurtseven auf den fahrbaren Bühneninseln wieder ihre Wut über die bis 2011 geäußerten Verdächtigungen der Anschlagsopfer als potenzielle Kriminelle; die bekannten Schwarzweiß-Videos mit Uwe Mundlos samt Fahrrad auf der Keupstraße, mit der Vorsitzenden der IG Keupstraße Meral Sahin und dem Mülheimer Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs werden eingespielt.

Stefko Hanushevsky und Kristin Steffen spielen diesmal das biodeutsche Paar, das naiv über Fragen der Fremdheit, der Integration, des Miteinanders grübelt. Welcome back. Als Rechtfertigung für das Remake werden der NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe, die Anschläge von Halle und Hanau sowie der Streit um das Kölner Mahnmal kurz erwähnt. Die Dramaturgie des Abends verändert sich dadurch kaum, nur die historische Lage ist 2021 eine völlig andere als 2014. Und so wirkt „Die Lücke 2.0“ wie ein schaler Aufguss der alten Fassung. So kommt man der Bedrohung durch rechtsradikale Netzwerke, die bis in staatliche Institutionen hineinreichen, nicht bei. Wiederholen sich ästhetische Ereignisse, erscheinen sie beim ersten Mal vielleicht noch als Tragödie, beim zweiten Mal aber nur noch als Farce.

Die Lücke 2.0 | R: Nuran David Calis | Schauspiel Köln | 4., 5., 23.12. 19 Uhr | 0221 22 12 84 00

Hans-Christoph Zimmermann

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