Düsterer Ruß, eine von Leichensäcken überhäufte Bühne und dann der Auftritt der in schwarzem Leder gekleideten Christina Vayhinger als Terminator-artige Tötungsmaschine. Die Zutaten für diesen Theaterabend in der Orangerie sind schnell aufgezählt. Der Anspruch der Inszenierung wird dadurch allerdings nicht geschmälert: Vayhinger begibt sich auf eine Reise durch 2000 Jahre Kriegsgeschichte. Schlaglichtartig werden all die vermeintlich großen Kriegsherren (und -frauen) von Alexander dem Großen bis George Bush nach ihren Motiven und Ansichten über den Krieg befragt.
Vayhinger vereinigt all diese historischen Figuren in Personalunion. In lose verbundenen, assoziativen Sprüngen geht es mal von Katharina der Großen, die vom Krieg als geopolitischer Notwenigkeit sinniert, hin zu Alexander dem Großen, der in seiner Kriegsführung vor allem das Mittel zu Ruhm und Macht sieht. Oder auch zu den beiden amerikanischen Bürgerkriegsgenerälen Richard E. Lee und Ulysses S. Grant, die sich als Puppen aus dem Jenseits die Kriege von heute beschauen. Schnell wird klar, dass hier nicht die historisch-kritische Einordnung des auftretenden Personals im Mittelpunkt steht. Vielmehr geht es um Legitimationen von Kriegen. Die fiktiven Figuren unterscheidet dabei wenig. Immer, so scheint es, geht es um Macht, um Ruhm, um Geld. Immer wird der Krieg mit diffusen Bedrohungen von außen und – natürlich – mit der Religion begründet und legitimiert.
Haben wir also gar nichts gelernt? Ist der Krieg eine anthropologische Konstante? Glaubt man dem Stück, das ein düsteres Ende in einer repetitiven Polyphonie der sterbenden Stimmen all der toten Kriegshelden anstimmt, müsste man zustimmen. Allein: Das Publikum scheint von diesen Befunden kaum betroffen zu werden. Vayhinger schafft es nicht, den Schrecken des Krieges auf die Bühne zu projizieren. Auch die Monologe des historischen Personals haben oft nicht mehr zu bieten als Allgemeinplätze. Es fehlt (logischerweise) die Körperlichkeit und eine dramaturgische Dynamik, die dem Kriegsgewirr und ihren Akteuren angemessen wären. Und so ziehen die 70 Minuten seltsam spurlos am Zuschauer vorüber.
„Der Kriegsherr“ | R: Christina Vayhinger | Orangerie | keine weiteren Termine
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