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BU: Lebt für die Quote: Hartmut Ernst

Ashes to Ashes

24. November 2016

Nachruf auf verstorbene Legenden – Vorspann 12/16

Frau und Mann – wir bleiben direkt noch mal beim Thema. Das Kino feiert schließlich große Frauen zur Zeit. Loïe Fuller („Die Tänzerin“), „Marie Curie“ und „Paula“ Modersohn-Becker, das wusste schon der letzte Vorspann,  werden dieser Tage in anmutigen Biopics gewürdigt. Wegbereiterinnen der Künste, Nobelpreisträgerinnen. Was muss derweil ein Mann tun, um zu derlei Leinwandehren zu gelangen? Nun, der eine setzt ein Flugzeug ins Wasser („Sully“), der andere übt sich in Schadensbegrenzung auf einer Ölplattform („Deepwater Horizon“). Immerhin: Tiefseetaucher Jacques Cousteau („Jacques – Entdecker der Ozeane“) erhält ebenso sein Biopic wie kürzlich Egon Schiele („Egon Schiele: Tod und Mädchen“).

Apropos Tod: Das Jahr neigt sich dem Ende, und mit ihm so manches filmbereicherndes Leben. Und das gleich vorneweg: Hier ist das weibliche Geschlecht schon wieder benachteiligt! Nur können die Männer ausnahmsweise wirklich nichts dafür, wenn prominente Frauen partout nicht dahinscheiden. 2016 starb man schlichtweg vornehmlich männlich. Weder für Haudrauf Bud Spencer, Charaktermime Alan Rickman, Youngster Anton Yelchin, den großen Nebendarsteller George Kennedy, den verknautschten Komödianten Gene Wilder oder Kenny „R2-D2“ Baker gab es eine weibliche Entsprechung. Nun, im Januar verließ uns der 50er-Jahre-Star Ruth Leuwerik, im Februar starb die liebenswerte Dorothea Walda, die wir aus vielen kleinen Rollen kennen, wie etwa in „Jazzclub“ oder „Als wir träumten“. Konkurrenzlos jedoch die männlichen Schwergewichte, schlug das Schicksal in unserem Lande mit Götz George und Manfred Krug doch gleich doppelt zu. Zwei Urgesteine. Kernig, unverrückbar, körperlich. Der eine schießt, der andere swingt, der eine flucht, der andere singt – jetzt nicht mehr. Die Damen? Fehlanzeige.

Hinter der Kamera schwinden derlei Chancen auf Ausgeglichenheit endgültig gen null, denn wir hatten es bereits mehrfach beklagt: Dort dominiert bis heute das Testosteron – und wo keine Frauen werkeln, da können keine sterben. Das Privileg der schlechten Quote. So segnete 007-Regisseur Guy Hamilton in diesem Jahr ebenso das Zeitliche wie Michael Cimino („Die durch die Hölle gehen“) und Schnulzen-Garanten wie Arthur Hiller („Love Story“) oder Garry Marshall („Pretty Woman“). Der Iraner Abbas Kiarostami („Der Geschmack der Kirsche“), der Italiener Ettore Scola („Die Schmutzigen, die Häßlichen und die Gemeinen“), der Pole Andrzej Wajda („Danton“). Alle tot. Wie auch Szenenbildner Ken Adam, der so manche famose Bond-Kulisse gestaltete. Und dann ist noch ein Stück von Tom Hanks, Bill Murray und Kevin Kline gestorben, nämlich deren Synchronsprecher Arne Elsholtz.

Und was wäre der Film ohne die Kritik? Ungefähr das, was die choices ohne Heinz Holzapfel wäre. Der ist 1980 Mitgründer des biograph in Düsseldorf und später der choices in Köln. In diesem Jahr verließ er uns. Und wir vermissen ihn, so wie viele andere. Was aber bleibt, ist ein Vermächtnis: Viele Filme. Eine choices.

Hartmut Ernst

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