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Baccio Bandinelli: Studie eines Knaben mit Trinkgefäß (Ausschnitt), um 1530/40
Foto: Wallraf-Richartz-Museum, Graphische Sammlung

Am Ursprung aller Künste

05. Oktober 2011

Vasari 500 im Wallraf-Richartz-Museum – Kunst in Köln 10/11

Kunsthistoriker bekommen leuchtende Augen, wenn sie den Namen Vasari hören – selbst, wenn tatsächlich nur eine einzige Arbeit von ihm ausgestellt ist, wie nun im Wallraf-Richartz-Museum. Giorgio Vasari, der 1511 in Arezzo und 1574 in Florenz gestorben ist, war Architekt, Maler und Zeichner, und er gilt uns heute als Begründer der Kunstgeschichte: Er hat die Biographien der Künstler der Renaissance in Italien geschrieben, erst die der früheren Generationen, dann die seiner Zeitgenossen; einmal ausführlich, dann wieder knapp, immer aber anekdotisch. Damit verbunden war auch eine weitergehende theoretische Beschäftigung Vasaris mit der Kunst. Von Vasari stammen einige Termini und Definitionen, die noch heute gültig sind. Im Zentrum seiner Theorien steht das „Disegno“: Gemeint ist die Handzeichnung, die schon das Wesen – zugleich die Komposition – ihres Gegenstandes erfasst.

Das ist der Rahmen für die aktuelle Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum, die nicht nur auf den 500. Geburtstag von Vasari hinweist, sondern auch auf das eigene 150-jährige Jubiläum: Sie zeigt rund 40 graphische Arbeiten der italienischen Renaissance fast ausschließlich aus dem eigenen Bestand, der sensationelle 75.000 Exponate umfasst. Vertreten ist nun das ganze Repertoire der Zeichenkunst mit der menschlichen Figur als edelstem Motiv im Zentrum. Neben biblischen Darstellungen finden sich profane Schilderungen und Figurenstudien. Aber da gibt es auch, wie ein Reflex davon, die zwei Ansichten eines Krebses, die Leonardo da Vinci zugeschrieben werden und von denen man viel über Körper und Bewegung lernen kann. In Frontalität und der Verteilung auf der Fläche ganz anders sind die Kopfstudien des Domenico Beccafumi, und wieder eine andere Sache ist der blattfüllende, vielfigurige „Triumph des Bacchus“ von Raffael. Man könnte zu Recht über die einzelnen Blätter ins Schwärmen geraten, sie für sich und auch in ihrem Kontext beschreiben und stellt dann fest, wie vielschichtig dieses vermeintlich enge Thema doch ist. Die Zeichnung im moderaten Format führt dabei direkt zum Wesen des Künstlers – mit dem „Disegno“ sind wir am Ursprung aller Künste und inmitten einer wunderbaren Sammlung.

Vasari 500. Italienische Meisterzeichnungen von Leonardo, Raffael & Co | bis 20.11. | Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud | www.wallraf.museum

Thomas Hirsch

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