Der deutsche Film ist heutzutage ohne eine respektable Filmförderung kaum mehr vorstellbar. Millionen von Euro fließen jedes Jahr in die unterschiedlichsten Bereiche der Filmwirtschaft, vor allem aber in die Filmproduktion. Und das begann in großem Stil vor 40 Jahren.
Der 1. Dezember 1967 stellte einen Wendepunkt des deutschen Films dar. Denn nachdem 1962 das Oberhausener Manifest dem traditionellen Kino (Opas Kino) den Kampf angesagt hatte und fernsehbedingt die Besucherzahlen stark rückläufig waren, war eine Förderung des Films unabdingbar. So wurde unter der Ägide des Bundeswirtschaftsministeriums eine öffentlich-rechtliche Institution ins Leben gerufen, die bis heute auf den Namen Filmförderungsanstalt (FFA) hört. Die Idee dahinter war, dass alle, die vom Film profitieren, zu seiner Erhaltung beizutragen haben. Dafür wurden keine Steuermittel eingesetzt, sondern eine Abgabe auf die Kinokarte, Filmgroschen genannt, also auf in der Branche generierte Gelder. Dieses Prinzip hat sich bis heute gehalten, nur ist es kein Groschen mehr, sondern ein Prozentsatz, der zwischen 1,5 und 3% der Kinokarte ausmacht. Ergänzt wird diese Abgabe durch entsprechende Beiträge der Video-Branche sowie der Fernsehanstalten. Doch war es nicht der Neue Deutsche Film um Kluge, Herzog, Fassbinder, der seine Projekte gefördert bekam, sondern seichte Plotten wie Schulmädchenreport und Karl May-Filme. Denn das Prinzip der Referenzförderung bestand darin, erfolgreiche Filme mit viel Geld für neue Produktionen zu versehen, während die klassischen Autorenfilme mit wenigen Besuchern kaum oder gar kein Geld erhielten. Erst durch diverse Novellen des Filmförderungsgesetzes, das die Basis für die Arbeit der FFA darstellt, konnten kulturelle Aspekte stärker in dem Gesetz verankert werden. So wird ein Großteil der Mittel für neue Projekte auf Basis der Drehbücher vergeben.
Mittlerweile beträgt der Etat der FFA zwischen 60 und 70 Mio. € pro Jahr. Diese Mittel werden neben der Produktion auf alle Bereiche der Filmwirtschaft verteilt, also auch auf Produktionsvorbereitung und Filmauswertung. Über die Vergabe der Mittel entscheiden diverse Kommissionen auf Basis von eingereichten Anträgen. So entstehen jährlich zahlreiche Spielfilme, und kaum eine große Produktion kommt ohne die Fördermittel aus Berlin aus. Die primär wirtschaftlich ausgelegte Förderung verfolgt das Ziel, die Filmproduktion als Wirtschaftsfaktor zu fördern, indem ein Vielfaches der Fördersumme in Deutschland auch ausgegeben werden muss. Wenn die Filme dann auch noch erfolgreich sind und im Feuilleton gut besprochen werden, kann die Mission als geglückt angesehen werden. Doch das gelingt im Regelfall nur einer Handvoll Filme pro Jahr.
Wenn in diesem Jahr der 40. Geburtstag in der FFA gefeiert wurde, dann wurde natürlich auch die Erfolgsgeschichte anhand zahlreicher Filmproduktionen deutlich gemacht. Das große Erfolgskino wie zum Beispiel „Otto - der Film“ ist dort ebenso zu finden wie hochwertige Literaturverfilmungen wie „Das Parfüm“ und „Das Leben der Anderen“ oder „Good bye Lenin“. Doch das Geld aus Berlin ist bestenfalls das Schmiermittel, denn es ist allein das Werk der Produzenten und Regisseure, diese Werke der Filmkunst zu realisieren.
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