Das Fazit der Bundesliga-Saison 2010/2011 aus NRW-Sicht: Alles bestens, woll?
Borussia Dortmund: Schafften es, sämtliche möglichen Rekorde (beste Halbserie, meiste Auswärtssiege, wenigste Gegentore, meiste Punkte) zu verpassen. War wahrscheinlich Absicht, um nur ja nicht mit den hyperehrgeizigen Bayern in einen Topf geworfen werden zu können. Brachten es darüber hinaus fertig, alle ihnen in dieser Bundesligaspielzeit zugesprochenen Elfmeter zu verschießen. Daher völlig angemessen das Saisonfazit, welches Jürgen Klopp (mit Sonnenbrille) WDR-Mann Arnd Zeigler ins Mikrofon sprach: „Ich bin nicht komplett unzufrieden“.
Bayer Leverkusen: Schafften es tatsächlich mal, eine entscheidende Partie am letzten Spieltag nicht zu vergeigen. Allerdings ging es um Platz zwei, und damit kennt Leverkusen sich aus. Sollten vielleicht erwägen, unter Leitung des derzeit stellungslosen Motivationsexperten Christoph Daum gruppendynamische Sitzungen mit dem anderen ewigen Zweiten des deutschen Ballsports, der SG Flensburg-Handewitt, abzuhalten. Die waren immerhin schon ein Mal (Handball-)Meister.
1. FC Köln: Schaffte es, die Saison zu überstehen, o h n e dass laut nach dem „Retter“ Christoph D. geschrien wurde. (Das deutet – mit aller Vorsicht – auf den Beginn eines Lernprozesses hin.) Verpflichtete stattdessen für die neue Saison mit Stale Solbakken einen Mann, der als Spieler nach einem Herzstillstand schon einmal klinisch tot war, als Trainer zuletzt große Erfolge mit dem FC Kopenhagen hatte (Champions-League-Achtelfinale) und sein ursprünglich vorgesehenes Engagement bei der norwegischen Nationalmannschaft mit den Worten kommentierte: „Ich war bereits einmal tot, und ich möchte gerne noch etwas Neues ausprobieren, bevor ich erneut sterbe.“ Das lässt sich gut an. Schwarzer Humor ist nicht die schlechteste Voraussetzung, um in Köln arbeiten zu können.
Um Christoph Daum muss man sich indes keine Sorgen machen. Es stehen mit Sicherheit schon genügend Unternehmen bereit, die ihn als Referenten für Personalentwicklungs- und Motivationsseminare verpflichten wollen. Doch Obacht: Bei Führungskräften, die mit einem Naturell wie (Noch-)IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn ausgestattet sind, könnten Daum-Motivationssätze wie „Wenn der Kopf richtig funktioniert, dann ist er das dritte Bein, dann macht er den kleinen Unterschied aus“ folgenschwere Missverständnisse auslösen.
Schalke 04: Landete nach zwischenzeitlichem Champions-League-Hoch im Halbfinale gegen Manchester United unsanft auf dem Boden der Realitäten und in der Bundesliga in der Nähe der Abstiegsplätze. Wenn das Pokalfinale gegen Duisburg auch noch verloren geht, ist die Saison endgültig verkorkst. Dann müsste gemäß der Logik des bisherigen Saisonverlaufs sofort ein neuer Trainer her. Wir wüssten da schon einen, der derzeit stellungslos ist.
Borussia Mönchengladbach / VfL Bochum: Die beiden Traditionsvereine hätten sich wohl gewünscht, den letzten freien Platz in Liga eins nicht gegeneinander ausspielen zu müssen. Den Fans aus der Nicht-mehr-so-ganz-Autostadt Bochum wäre der verhasste VfL „Golfsburg“ als Gegner lieber gewesen, und der fünfmalige Deutsche Meister aus Mönchengladbach hätte es vorgezogen, gegen den Nicht-so-richtig-Traditionsverein Greuther Fürth anzutreten. (Wobei „Traditionsverein“ keinen Wert an sich darstellt. Aber das ist ein Thema für einen eigenen Beitrag.) Wie dem auch sei, der Verlierer des Relegationsduells kann als erste Konsequenz für die nächste Saison ja schon einmal einen neuen Trainer verpflichten …
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