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Dass Gras über die Sache wächst
Bild: asrawolf / Adobe Stock

Was Musik, Film und Energietechnik gemeinsam haben

25. Oktober 2021

Die Zukunft der Energie ist vielfältig und nicht fehlerfrei. Gut so! – Teil 3: Leitartikel

In der Energiedebatte ist es ein bisschen wie in der Musikszene. Was alternativ(e) beginnt, wird bald zum Mainstream – nur noch 49,5 Prozent des Stroms in Deutschland werden konventionell erzeugt. Und wenn etwas als der neue heiße Scheiß gehandelt wird, findet sich immer ein Hipster, der behauptet, die Band schon lange vorher gekannt zu haben – so wie den Toyota Mirai, der jetzt wegen seines Wasserstoffantriebs in aller Munde ist, obwohl die erste Generation schon seit 2015 auf dem deutschen Markt erhältlich war. Ähnlich wie bei der Musik ist auch der Erfolg von Energietechnologien nicht nur von der inhärenten Qualität abhängig. Manche sind ihrer Zeit voraus, andere hinken hinterher. Manche haben die richtigen Beziehungen zu Wirtschaft, Medien und Politik, während andere sich nicht an die Öffentlichkeit trauen. Und was ist schon Qualität? In der Musik mag das eine Geschmacksfrage sein, in Energiedingen geht es um weitreichendere Folgen.

Grün, grau oder blau?

So ist Wasserstoff nur dann klimafreundlich, wenn er grün ist, also wenn der Strom klimaneutral erzeugt wurde. Verfeuert man dafür hingegen Kohle im Kraftwerk war es das mit der CO2-Neutralität. Das ist dann grauer Wasserstoff. Speichert man das dabei freiwerdende Treibhausgas aber in der Erde, spricht man von blauem Wasserstoff. Emissionen gibt es keine, aber was macht das CO2 in der Erde? Macht es sie porös und verursacht Erdbeben? Kann sein. Löst es Salze und andere Stoffe aus dem Gestein und verändert er das Grundwasser? Gut möglich. Kommt bald Wasser mit Kohlensäure aus dem Hahn? Schön wär’s.

Das Problem mit der Endlagerung. Noch immer weiß die Welt nicht, was mit all dem Atommüll passieren soll, den sie in den letzten Jahrzehnten angehäuft hat. Paradoxerweise sollen neue Atomkraftwerke das Problem lösen. Sogenannte Laufwellenreaktoren brauchen kein angereichertes Uran, sondern stellen ihren Brennstoff selbst her – als Rohstoff können auch alte Brennstäbe, also Atommüll, dienen. Außerdem sollen sie sicherer und effizienter sein. Bis jetzt existieren sie nur auf dem Papier, insbesondere eine Firma von Bill Gates, Terra Power, forscht intensiv daran. Aus Deutschland ist kein wissenschaftlicher Beistand zu erwarten: Mit dem Atomausstieg 2022 nimmt auch die Kernenergieforschung hierzulande ein Ende.

Besser statt schneller

An Fahrt auf nimmt hingegen auch bei uns die Entwicklung von Stromspeicherlösungen, kurz: Batterien. BMW und VW ist es nicht zu peinlich, sich auch dann noch als Pioniere der Elektromobilität zu bezeichnen, nachdem sie die letzten Jahre verpennt haben. Aber immerhin. Ein Vehikel muss nicht schnell beschleunigen, wenn es dafür besser auf der Straße liegt. Es sind gerade die Elektroautos, welche die Batterietechnologie beflügeln, gefördert mit Milliarden Euro. Die Preise für Lithium-Ionen-Akkus sind in den vergangenen elf Jahren um mehr als 80 Prozent gesunken, die Kapazitäten an die Grenzen des physisch Machbaren gestiegen. Doch das macht nichts, Mangan-Schwefel-, Metall-Luft- und Lithium-Polymer-Batterien stehen schon in den Startlöchern. Bei all dem stellen sich Fragen zu Gewinnung und Entsorgung ein. Aber auch Hoffnung auf Speichersysteme für Windränder und Solaranlagen bei Flaute und Wolken.

Mit der Energie ist es ein bisschen wie beim Film. Steven Spielberg hat den Abenteuerfilm nicht erfunden. Aber er hat ihn mit „Indiana Jones“ perfekt gemacht. Kreativität muss sich entfalten. Dafür braucht es Zeit. Und Geld.


GRÜNE ENERGIE 2030 - Aktiv im Thema

klimawende.koeln | Die Kölner Bürgerbewegung Klimawende setzt sich mit einem Bürgerbegehren für die vollständige Versorgung mit Ökostrom bis 2030 sein.
ende-gelaende.org | Die Bewegung Ende Gelände kämpft für einen konsequenten Ausstieg aus der Kohle- und Atomkraft.
alle-doerfer-bleiben.de | Deutschlandweites Bündnis für den Erhalt der vom Braunkohleabbau bedrohten Dörfer.

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Marek Firlej

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