Ab Juli zeigt das Filmhaus vor seinen Neustarts jeweils einen Kurzfilm der KHM. Wer jetzt nicht weiß, was KHM bedeutet, ist vielleicht nicht alleine auf weiter Flur. Das 'K' steht jedenfalls nicht für Köln, wie man als egozentrischer Anrheiner leicht denken könnte – es steht für Kunst. Die Kunsthochschule für Medien (KHM) ist seit ihrer Gründung vor gut 20 Jahren im Stadtbild Kölns nie so prominent und präsent gewesen, wie es eine renommierte Künstlerschmiede ihres Ranges eigentlich hätte sein können. Denn international ist sie auf ihrem Gebiet äußerst erfolgreich. Auf ihren Gebieten, müsste man allerdings richtigerweise im Plural sagen, denn die KHM widmet sich den Medien – und das in all ihren Facetten: Vom Experimentalfilm zur Klangkunst, von der High Tech-Installation zur Fotografie. Aber auch künstlerisches Schaffen jenseits elektronischer und digitaler Welten wird hier von namhaften Dozenten ausgebildet. Mit der großen Spannbreite des Angebots und dem interdisziplinären Ansatz der Hochschule hängt wohl auch die geringe Popularität bei den Einwohnern zusammen. Denn leicht zu vermitteln ist diese Vielfältigkeit nicht. Hinzu kommt, dass es bis vor wenigen Jahren kein repräsentatives Gebäude als Aushängeschild gab. Dabei ist die Medienhochschule mitten in der Altstadt und in Nähe des Schokoladenmuseums sehr präsent gelegen. Allerdings verteilt in viele Gebäude, die einfach einer Umnutzung unterworfen wurden – auch da ist die KHM eher abstrakt als kompakt. Erst mit dem vor wenigen Jahren fertiggestellten neuen Hauptgebäude am Filzengraben kann man auch ein Erkennungszeichen in Form eines Hochschulbaus vorweisen.
Um Präsenz in der Stadt jenseits des Fachpublikums ist man an der KHM indes schon lange bemüht. Die Vorfilm-Aktion im Kölner Filmhaus ist nur das jüngste Beispiel dafür, wie man gezielt an das Publikum herantritt. Im Juni wurden zudem erstmals KHM-Produktionen bei der neuen Kurzfilmreihe in der St. Michael Kirche am Brüsseler Platz gezeigt. Die Reihe „Best of KHM Movies“ zeigt hingegen schon lange regelmäßig Kinofilme von ehemaligen StudentInnen in der Aula. Dass Filme aus der Kölner Schmiede auch im regulären Kinobetrieb laufen, ist weniger bekannt. So waren in letzter Zeit in Köln „Ausfahrt Eden“ von Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier oder „Auf der sicheren Seite“ von Corinna Wichmann zu sehen. Bei der Sommer Berlinale im MAK wird „Die Ausbildung“, das Debüt von KHM-Absolvent Dirk Lütter, das bereits auf der Berlinale lief, zu sehen sein. Auch auf der Art Cologne findet sich regelmäßig ein großer Ausstellungsbereich der KHM mit filmischen Arbeiten von StudentInnen. Die KHM ist rege am kulturellen Leben in Köln beteiligt.
Genauer kennenlernen kann man die Aktivitäten auch seit langem beim Rundgang der Hochschule. So werden auch in diesem Jahr vom 13. bis zum 17. Juli unzählige Arbeiten der Studierenden der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Rundgang, der sich in dem Carré der KHM durch die diversen Gebäude und Räume der Institution zieht, ist traditionellerweise eine Jahresausstellung aus Kunstausstellungen aller Art, aber auch ein reichhaltiges Filmprogramm wird präsentiert. In diesem Jahr kommt außerdem erstmals eine Ausstellung mit aktuellen Diplomarbeiten hinzu. Nicht wenige der Künstler und Filmemacher wird man erfahrungsgemäß in den kommenden Jahren auf größeren Plattformen wieder treffen. Sogar Oskar-Gewinner kann die KHM unter ihren Ehemaligen verbuchen. Es lohnt sich also, frühzeitig hinzugehen – und genau hinzusehen.
Rundgang 2011I KHM-Campus am Filzengraben I 13.-17.7. I 0221 20 18 90
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