Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
9 10 11 12 13 14 15
16 17 18 19 20 21 22

12.586 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Foto: Mulad Images/Adobe Stock

Feministische Mobilität

13. April 2023

„Verkehrswende? Geschlechtergerecht!“ im Bürgerzentrum Deutz – Spezial 04/23

Was Leslie Kern bereits in ihrem 2019 erschienenen Buch „Feminist City: Claiming Space in a Man-Made World“ beschreibt, ist auch jetzt noch hochaktuell: Unsere Städte sind geprägt von patriarchalem Denken, unser Umfeld ist konstruiert für cis-Männer und deren urbane Bedürfnisse. Und der Grund, weshalb Frauen andere Wege in der Stadt bewältigen müssen, ist den traditionellen Geschlechterrollen und ihrer tiefsitzenden sozialen Verankerung zuzuschreiben.

So sind städtische Verkehrsnetze meist dafür konzipiert, die linearen Fahrten zur Rush Hour eines „typischen“ Büroalltags zu erleichtern. Frauen legen jedoch häufig Strecken zurück, auf denen verschiedene Zwischenstopps miteinander verknüpft werden müssen, die somit nicht linear sind. Dazu zählen Wege zur Kita, zum Supermarkt, zu Arztpraxen oder Freizeiteinrichtungen. Sie sind außerdem aufgrund der Kinderbetreuung stärker auf öffentliche Räume wie zum Beispiel Spielplätze oder Sanitäranlagen angewiesen. Auch Wege, die als gefährlich gelten für als weiblich gelesene Personen, tragen dazu bei, dass von ihnen Strecken, nachts oder in unsicheren Gegenden, nicht linear bewältigt werden können. Dass Umwege, die häufig mit zusätzlich eingeplanter Zeit einhergehen, in den Alltag integriert werden müssen. Und das nur, weil urbane Räume ihnen oftmals kein sicheres Umfeld bieten können. De facto nutzen Frauen zudem deutlich häufiger den öffentlichen Nahverkehr, das Fahrrad oder sind zu Fuß unterwegs, während Männer mehr Strecken mit dem Auto zurücklegen.

Auch die Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW setzt sich mit den brennenden Fragen nachhaltiger und feministischer  Mobilität auseinander: Wie kann es sein, dass unsere Städte, unsere Verkehrssysteme, für nur etwa die Hälfte der Bevölkerung entwickelt und gebaut werden? Dass Geschlechtergerechtigkeit und urbane Struktur viel zu oft nicht miteinander verknüpft werden? Kern spricht an dieser Stelle von einem „Patriarchat, das in Stein gemeißelt ist“ und bezieht sich dabei auf die wortwörtliche Installation patriarchaler Denkweisen in städtischen Strukturen. Die von der Stiftung kuratierte Podiumsdiskussion am 26. April erörtert, wie diese Strukturen aufgebrochen, reformiert, wie inklusiver gestaltet werden können.

Klar wird: Für eine nachhaltigere und ökonomischere Verkehrslösung ist eine feministische Planung unabdingbar. Gemeinsam mit dem Publikum setzen sich Bettina Mötting (Gleichstellungsbeauftragte), Dr. Nina Schuster (TU Dortmund), Prof. Dr. Joachim Schreiner (TU Dortmund), Anne Grose (FUSS e.V.) und Chiara Makowski (Frauenberatungszentrum Köln e.V.) mit der Vision und Umsetzung einer geschlechtergerechteren Verkwehrswende auseinander. Wie sähe zum Beispiel eine Zukunft der „15-Minuten-Stadt“ aus, die sich statt auf eines auf mehrere Zentren konzentriert und kurze Wege fördert? Im Vordergrund der Diskussion steht das Ziel, Menschen allen Alters und Geschlechts eine sichere und geschlechtergerechte Stadt und Verkehrsplanung zu gewährleisten. Moderiert wird die Gesprächsrunde im Bürgerzentrum Deutz von Andrea Oster. 

Verkehrswende? Geschlechtergerecht! | 26.4. 18 Uhr | Bürgerzentrum Deutz | www.rosalux.de

Julia Zipfel

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

The Outrun

Lesen Sie dazu auch:

Testballon 9-Euro-Ticket
Überblick und erste Bilanz – Spezial 06/22

„Neue Fahrradbrücken auf den Weg bringen“
Christoph Schmidt (ADFC) über Radverkehr auf Kölner Brücken – Interview 03/21

Wende sofort
Students for Future radeln „Ohne Kerosin nach Berlin“ – Spezial 09/20

Köln braucht die Verkehrswende – jetzt
Radfahren in der Domstadt ist beliebt, aber nervenaufreibend – Nachgefragt 09/19

Ringen mit Erfolg
#RingFrei erreicht ein fahrradfreundlicheres Köln

Das rote Pedal
Fahrradkuriere: Anlieferungsluxus mit sozialen Kosten (Teil 2) – Spezial 09/18

Im Sog der Bequemlichkeit
Fahrradkuriere: Anlieferungsluxus mit sozialen Kosten (Teil 1) – Spezial 09/18

Alice im Fahrradwunderland
Sonja Kabous Fahrradwerkstatt in Ehrenfeld – Spezial 07/18

„Mehr sozialer Raum statt Verkehrsraum“
Verkehrsexperte Ralph Herbertz über Mobilität in Köln – Spezial 06/18

Zu den Bekehrten gepredigt
Gut zu Fuß – Kinoabend und Diskussion zur Fußgängerstadt – Spezial 03/18

Das große Umdenken
Kölner Klimagespräche nach COP23 – Thema 12/17 Prima Klima

„Wir haben eine Riesenkapazität, die ungenutzt bleibt“
Technologie-Forscher Jens Schippl über Carsharing – Thema 08/17 Verkehrt wohin?

choices spezial.

HINWEIS