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Foto: Irma Flesch

Ringen um Kultur

02. März 2013

Der Hades bebt. Olympia wird zur Unkultur – Magenbitter 03/13

A guaranteed emergency
The radical MC H.P.
Got the melody
1,2,3 – Fire! (Scooter)

Der Magenbitter schmeckt bitter. Sei es drum, das wichtigste Gut im Leben ist neben dem Zehn Hektar-Landgut die Gesundheit, also runter damit. Früher war alles besser. Auch in der Landeshauptstadt. Es waren herrliche Zeiten in Düsseldorf. Damals als es noch die NFL Europe gab, als noch Helme im Rheinstadion martialisch aufeinanderprallten und gigantische Feuerlanzen die Gesichter der American Football-Fans erwärmten. Seit der Zeit bin ich zumindest für einen Song Scooter-Fan, die mal (es muss Äonen her sein, Fireeeee) per Hubschrauber einflogen. Am 29. Juni 2007 war dann alles vorbei. Toller Sport, geiles Feeling, das unglaubliche Touchdown-Pferd und und und. Die Liga wurde dem mangelnden Profit geopfert. Mir bleibt meine originale und handsignierte Manni Burgsmüller-TradingCard von Rhein-Fire.

Blicken wir 2.545 Jahre zurück. Der Weinhändler Iraklis Theofanios aus Athen ist auf dem Peloponnes unterwegs. Auch er ist ein richtiger Sportfan, war bereits bei den Pythischen Spielen in Delphi gewesen. Jetzt zieht es ihn zu den 68. Olympischen Spielen. Besonders die Recken, die sich Mann gegen Mann beweisen wollen, haben es ihm angetan. Was Iraklis noch nicht weiß, dieses Fest im aufstrebenden Olympia wird einen Megastar der Antike produzieren. Der Ringer Milon, Sohn des in Griechenland unbekannten Diotimos, tritt an, seinen ersten Olympiasieg zu erringen. Das schafft er auch die nächsten fünf Male. Immer war unser Weinhändler aus Athen dabei, das letzte Mal musste man den inzwischen greisen Mann den ganzen Weg herbeitragen. Milon war eben sein Held, und sechs Mal hintereinander einen olympischen Sieg zu erringen, das schafft heute keiner mehr. Als der Recke, inzwischen weit über 40 Jahre alt, im Jahre 512 zum siebten Mal in Olympia antrat, gelang es ihm nicht mehr, den jüngeren Gegner Timasitheos von Kroton zu bezwingen. Taktik war im Spiel, als dieser ihm immer wieder geschickt auswich und so wohl ein grandioses Unentschieden schaffte. Iraklis hat das glücklicherweise nicht mehr miterleben müssen. Aber immer noch schaut er im Hades die Olympischen Spiele auf dem Steinfernseher, Flachbildschirme gibt es noch nicht – Griechenland steckt eben überall in der Krise.

Da Sport tatsächlich auch eine kulturelle Errungenschaft ist, traf diese Meldung unseren ururalten Sportfanatiker da unten wohl sicher ins Herz: Die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat gerade die klassische Sportart aus dem Programm für die Sommerspiele 2020 gestrichen und damit die Ringer, die seit den ersten Spielen der Neuzeit im Jahr 1896 selbstverständlich und ohne Unterbrechung dazugehörten, mächtig vor den Kopf gestoßen. Warum? Geringe TV-Quoten, Ticket-Verkauf, weltweite Verbreitung, Popularität und Engagement im Anti-Doping-Kampf. Tolle Argumente. Möge der Geist von Milon über die greisen Männer des dekadenten Exekutivkomitees kommen und ihre dürren Hälse mit einem Paketgriff testen, und ihre Beinchen in Höhe der Kniekehle durch die Luft wirbeln. Applaus gäbe es nicht nur aus dem Hades.

PETER ORTMANN

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