Manchmal reicht eine kleine Geste, um unsere Gegenwart auf den Punkt zu bringen. Das Performance-Duo katze und krieg macht schon mit dem Titel ihrer neuen Arbeit einen Ausfallschritt: „näher“ heißt das neue Opus und man spürt schon den Sprengsatz in Zeiten der Distanzierung und des Abstandhaltens. Die Performerinnen katharinajej und Julia Dick laden das Publikum zu einer performativen Ausstellung. Wer kommt, spielt mit. Ausgestattet mit Funkgerät und Kopfhörern geht es durch das Museum Ludwig. In ausgewählten Sälen mit Werken der Pop-Art oder des Surrealismus verteilt das Duo kleine Aufgaben an die Mitspielenden. Hier begegnen sich fremde Menschen zu einer gemeinsamen Aufgabe. Dabei machen sie sich selbst zum Kunstwerk: katze und krieg haben kleine Tafeln mit dem Namen des neuen Kunstwerks, seiner Entstehungszeit und der Schöpferinnen vorbereitet, die das mitspielende Publikum dann hochhält – um von den nicht mitspielenden Museumsbesuchern bestaunt zu werden.
Man könnte von einer performativ-sozialen Plastik sprechen, die in ständiger Verwandlung immer neue Gestalten annimmt. Der On-Off-Gestus zwischen Selbstästhetisierung als Kunstwerk und Authentifizierung im Sozialen schafft einen reizvollen Wechsel, genauso wie das Ephemere der Sozialplastiken gegen die kanonische Kunst an den Wänden. In der kurzzeitigen körperlichen Annäherung der Mitagierenden liegt coronabedingt fast schon subversives Potential. katze und krieg ist eine wunderbar leichtfüßige, genau durchdachte und zu vielen Assoziationen anregende Performance gelungen, der man noch viele Aufführungen wünscht.
näher | R: katze und krieg | weitere Termine in Planung | Museum Ludwig | www.katzeundkrieg.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Sinnliche Konzepte
Roni Horn im Museum Ludwig
Ein König schenkt
Schenkungen von Kasper König an das Museum Ludwig – kunst & gut 03/24
Aus verschiedenen Perspektiven
Francis Alÿs im Ludwig Museum
Gespür für Orte
Füsun Onur mit einer Retrospektive im Museum Ludwig – kunst & gut 12/23
Die eigene Geschichte
„Ukrainische Moderne & Daria Koltsova“ im Museum Ludwig – kunst & gut 09/23
Verschiedenen Perspektiven
Neupräsentation der Sammlung im Museum Ludwig
Innenleben der Wirklichkeit
„Ursula – Das bin ich. Na und?“ im Museum Ludwig – kunst & gut 05/23
Fließende Formen
Isamu Noguchi im Museum Ludwig – Kunst in NRW 06/22
Geschichten eines Augenblicks
Museum Ludwig zeigt Werkschau „Voiceover“ – Kunst 03/22
Richter zu Ehren
Gerhard Richter im K21 und Museum Ludwig – Kunst in NRW 03/22
Die Fakten zu den Bildern
Marcel Odenbach in Köln und Düsseldorf – Kunst in NRW 12/21
Leiser, spiritueller Widerstand
Betye Saar erhielt den Wolfgang-Hahn-Preis im Museum Ludwig – kunst & gut 07/21
Für die Verständigung
Stück für Gehörlose am CT – Theater am Rhein 03/24
Im Höchsttempo
„Nora oder Ein Puppenhaus“ in Bonn – Theater am Rhein 03/24
Musik als Familienkitt
„Haus/Doma/Familie“ am OT – Theater am Rhein 03/24
Wo ist Ich?
„Fleischmaschine“ am FWT – Theater am Rhein 02/24
Falle der Manipulation
„Das politische Theater“ am OT – Theater am Rhein 02/24
Wiederholungsschleife
„Soko Tatort“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 02/24
Radikaler Protest
„Ein Mensch ist keine Fackel“ in der Orangerie – Theater am Rhein 01/24
Emotionale Abivalenz
„Sohn meines Vaters“ in Köln – Theater am Rhein 01/24
Übung in Demokratie
„Fulldemo.cracy“ am Studio Trafique – Theater am Rhein 01/24
Welt ohne Männer
„Bum Bum Bang“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 12/23
Was ist hinter der Tür?
„Die Wellen der Nacht …“ in der Orangerie – Theater am Rhein 12/23
Weiter mit der Show
„Von Käfern und Menschen“ am TiB – Theater am Rhein 11/23
Ende der Zivilisation
„Eigentum“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 11/23