Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
21 22 23 24 25 26 27
28 29 30 31 1 2 3

12.606 Beiträge zu
3.829 Filmen im Forum

„Die Sonne auf der Zunge“
Foto: Presse

Mythos und Musik

09. Dezember 2011

A.Tonal.Theater in der Studiobühne – Theater am Rhein 12/11

Drei Frauen, die ununterbrochen reden. Zwei Musiker, die mit Elektronik und alten Instrumenten einen Anflug von Melodie in den Strom der Worte streuen. Filmaufnahmen von einer Fahrt auf dem Highway und sensibel gezeichnete Illustrationen. Über sie wird die Geschichte der Roma Courash gesprochen, die ihre Kinder in Auschwitz verlor. Diese Passagen sind die zugänglichsten in der neuen Inszenierung des A.Tonal.Theaters in der Studiobühne.

„Die Sonne auf der Zunge“ lautet der Titel des Textes, den der Berliner Autor Werner Fritsch für das Ensemble von Jörg Fürst schrieb. Als chorischen Monolog sprechen Andrea Köhler, Alexe Limbach und Christine Stienemeier den Text. Sie besitzen viel Präsenz, allerdings verschränken sich die Stimmen der drei mit der verschlungenen, mythisch-theoretisierenden Diktion des Textes zu einem oftmals schwer verständlichen Klangteppich. Fritsch verwebt die antike Geschichte der Persephone, die von Hades entführt wird, bis Demeter, die Muttergöttin, ihre Tochter wieder freipresst, mit Textpassagen, die sich um Utopie und Geburt ranken. Zweimal muss der Text abgespult werden, um dem Publikum die Chance zu eröffnen, seinem inhaltlichen Fluss folgen zu können.

Ein anspruchsvolles Projekt, das durch die Musik von Norbert Rodenkirchen und Angela Koppenwallner eine geschmeidige und zugleich anregende Klanggestalt erhält. Das Theater beginnt sich derweil in seinen spielerischen Strukturen aufzulösen, um in einen Performance-Akt zu münden, der mit den Video-Einspielungen von Valerij Lisac zu einer tönenden Rauminstallation wird. Der Text bleibt derweil eigenartig hermetisch, folgt seiner speziellen gedanklich-lyrischen Struktur. Die Mixtur aus Mythos, philosophischer Reflexion und Erzählpartikeln möchte seine Rätsel offensichtlich nicht leichtfertig preisgeben. Eine sinnliche Einladung bietet er nur selten. Wenn Jörg Fürst mit seinen drei selbstsicher agierenden Schauspielerinnen und dem komplexen Bühnenarrangement auch um einen ästhetischen Körper ringt, an diesem Text beißt er sich die Zähne aus.

Sonne auf der Zunge I Regie: Jörg Fürst I A.Tonal.Theater I nächste Vorstellungen im Rahmen von Globalize:Cologne: Sa. 10.12./So. 11.12. 20.30 Uhr I Ufa-Filmpalast am Hohenzollernring

weitere Vorstellungen in der studiobühne im Januar I www.studiobuehnekoeln.de

Thomas Linden

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Neue Kinofilme

The Fantastic Four: First Steps

Theater am Rhein.