Donnerstag, 6. Dezember: Zum vierten Mal lud die „Vision Kino“, das Netzwerk für Film und Medienkompetenz, zum bundesweiten Kongress „Film – Kompetenz – Bildung“, der 2012 zum ersten Mal in Köln stattfand. Im KOMED im MediaPark versammelten sich an drei Tagen rund 300 Teilnehmer zu Podiumsdiskussionen und Workshops, in denen es um die Medienbildung von Kindern und Jugendlichen ging. Kinobetreiber, Lehrkräfte und die unterschiedlichsten Vertreter aus Film, Bildung, Politik und Wissenschaft traten miteinander in den Dialog, um sich über so unterschiedliche Themenkomplexe wie „Filmbildung für die Persönlichkeitsentwicklung“, „Urheberrecht und der Schutz des geistigen Eigentums“, „Digitalisierung und Filmbildung“ oder „Film und Inklusion“ auszutauschen.
Christiane von Wahlert, Geschäftsführerin der SPIO, der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft, und Geschäftsführerin der FSK, der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, moderierte das Podium „Filmbildung als präventiver Jugendmedienschutz“. Zunächst referierte sie kurz über das Wechselspiel von Film und Zensur seit der Weimarer Republik in den 20er Jahren, als sich eine Sonderstellung des Mediums herauskristallisierte, die bis heute gilt. Das Jugendschutzgesetz ist nach wie vor Rechtsgrundlage der FSK-Entscheidungen. Gleichwohl könne Filmbildung auf die Jugenderziehung einen positiven Effekt ausüben. Darüber diskutierte von Wahlert u.a. mit den Regisseuren Züli Aladag („Wut“) und Kilian Riedhof („Homevideo“), deren Fernsehfilme sowohl mehrfach preisgekrönt wurden als auch eine Kontroverse bezüglich ihrer Gewaltdarstellungen ausgelöst hatten. Aladags Film hatte schon vor seiner Erstausstrahlung für Unruhe gesorgt, weswegen der Film schließlich nicht zur Hauptsendezeit, sondern erst um 22.00 Uhr ausgestrahlt wurde. „’Wut’ hat mit der Psyche des Zuschauers gespielt und ihn an die Grenzen seiner eigenen Wut und Gewaltbereitschaft geführt“, so der Regisseur selbst über seine Arbeit. In der Nachdiskussion der Erstausstrahlung wurden schließlich medienpädagogische Ansätze gefunden, die bei Schulen und Lehrern nach wie vor auf große Resonanz stoßen. Mit dem unterrichtsbegleitenden Material des Senders entwickelten Schüler teilweise eigene Filme, die alternative Auswege aus der Filmsituation aufzeigten.
In Kilian Riedhofs „Homevideo“ ging es um das überaus aktuelle Thema Cyber-Mobbing und welche Kreise ein selbst gedrehter Film im Internet ziehen kann. Der Regisseur hatte zunächst wenig Lust, einen Themenfilm zu drehen, ließ sich aber schnell angesichts der Ambivalenz des Drehbuchs eines Besseren belehren. Dass „Homevideo“ kein Happy Ending aufweist, war für Riedhof nur konsequent. In dieser Dramatik hätte das Thema seine größte Kraft entwickelt, alles andere wäre für den Filmemacher lediglich ein fauler Kompromiss gewesen. „Die jugendlichen Zuschauer sind reifer als wir denken“ war ein Fazit Riedhofs, das sich auch in den Ausführungen der wissenschaftlichen Diskussionsteilnehmer auf dem Podium immer wieder fand. Riedhof konstatierte des weiteren, dass er „zweifelhafte Menschenbilder, wie sie im ‚Dschungelcamp’ dargestellt werden“, für wesentlich gefährlicher halte als eine realistische und psychologisch begründete Gewaltdarstellung in einem fiktionalen Film.
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