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Yu Duan, Verstecktes Grün, Marianne Fox Ockinga, 2019, Tintenstrahldruck, 27 x 40 cm
Foto: © Künstlerin

Gegenwart der Traditionen

13. Februar 2023

„Horizonte“ im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln – kunst & gut 02/23

Wie sieht eine Abschiedsausstellung aus, nachdem „man“ 32 Jahre ein Museum geleitet und geformt hat, die Ausrichtung vorgegeben und die Sammlung erweitert hat? Im Fall des Museums für Ostasiatische Kunst und von Adele Schlombs fällt sie großzügig, zeitgenössisch und traditionsbewusst aus und ist von Raum zu Raum überraschend. Unter dem Titel „Horizonte“ sind Werke von fünf Künstler:innen unterschiedlicher Generationen aus China, Japan und Korea ausgestellt, jeweils für sich und im Dialog mit älterer fernöstlicher Kunst und Kultur. Die Traditionen kehren in den aktuellen Beiträgen wieder, selbst wenn die Künstler:innen große Teile ihres Lebens im Westen verbracht haben. Der Hase als Skulptur bei Leiko Ikemura ist nicht lediglich ein Tierwesen und der Berg bezeichnet nicht einfach eine geologische Form. Der Horizont vermittelt zwischen Himmel und Erde, so wie die atmosphärische Tiefe, in der sich vermeintlich nichts zu ereignen scheint, nicht nur für das Sehen schärft, sondern auch spirituelle Erfahrungen bereithält. Die Rolle des Buddhismus zieht sich durch die Ausstellung und zugleich ist gut, dass die alltäglichen und kultischen Gegenstände nie aus dem Blick geraten.

Museum für ostasiatische Kunst
Das Museum für Ostasiatische Kunst Köln von außen, © MOK Köln / Alexandra Malinka, Düsseldorf
DAS MUSEUM: Das Museum für ostasiatische Kunst wurde 1909 gegründet und vier Jahre später eröffnet. Seine Sammlung beinhaltet u.a. Lackkunst und Keramik aus Korea, buddhistische Skulpturen und Malereien, chinesische Sakralbronzen und japanische Stellschirmmalerei.

Die Malerin, Zeichnerin und Bildhauerin Leiko Ikemura ist eine Meisterin der Ausdifferenzierung, die zugleich Gesichter nach innen kehrt, sich der Landschaften in Japan erinnert und in ihren Werken einen Zustand der Unschuld sucht. Die Kindheit und der Schlaf sind wichtige Topoi ihrer Kunst, ebenso wie die Vergegenwärtigung des Todes. Dazu schildert sie Weite und eine Leere, die eine große geistige Fülle aufscheinen lässt. In diesem Aspekt berührt sich ihre Malerei mit der von Qiu Shihua. Geboren 1940 in der Provinz Sichuan, ist seine Ölmalerei vom Taoismus geprägt, dem er sich in den 1980er Jahren zugewandt hat. Er verdichtet Landschaftserfahrungen auf Weißtöne, die er in vielen Schichten lasierend aufträgt, so dass die Natur kaum mehr zu sehen ist. Die aus Südkorea stammende, heute auch in Paris und New York lebende Kimsooja ist im Museum für Ostasiatische Kunst mit ihrem bekanntesten Sujet vertreten. In einer filmischen Projektion, die der langsamen Fahrt einer Rückenfigur auf einem Fluss und auf einem Fahrzeug durch eine Stadt folgt, sind verschnürte Bündel mit den Habseligkeiten fokussiert. Die Hüllen sind die traditionellen farbintensiven Hochzeitsdecken der Jungverheirateten, und ein Thema ist hier die Migration und damit die Veränderung und der Erhalt der Traditionen.

Yu Duan, Landbewohner und ihr Boden (chinesische Gärten), Wartungsarbeiter, Wasserwald, 2020, Tintenstrahldruck, 56 x 37 cm, Foto: © Künstlerin

Den jüngeren Generationen sind die aus China stammenden Evelyn T. Wang und Yu Duan zuzurechnen. Während Evelyn T. Wang Zeichnungen auf Querrollen anfertigt, die an die Traditionen der Handrollen und der Kalligraphie anschließen und das Leben einer Chinesin im heutigen Westeuropa schildern, widmet sich Yu Duan als Gärtnerin in London der Beziehung zwischen Mensch und Natur, als Paradiesgarten und unberührte Vegetation. In die heutige Realität rückt sie ihre Sequenzen, indem sie das Umfeld einzelner Personen beobachtet und ihre Fotografien auf Tintenstrahl-Ausdrucken als offene Projekte präsentiert: zeitgenössisch und doch voller Referenzen an ihre Heimat.

Horizonte | bis 10.4. | Museum für Ostasiatische Kunst, Köln | 0221 22 12 86 17

Thomas Hirsch

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