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Rolf Dieter Brinkmann fordert die Galeristen des 2. Kölner Kunstmarktes zur Solidarität auf
Foto: Jens Hagen, Privatarchiv Dorothee Joachim

Kunst-Provopoli in Köln

20. Dezember 2018

„Köln 68!“ im Kölner Stadtmuseum – Kunstwandel 01/19

Die 68er sind längst ein bitterer Mythos. Selbst der Rainer und seine weibliche Entourage können das Fanal der Provokation nicht mehr aufrechthalten. Jetzt besinnt sich gleich eine Stadt daran, dass sie damals auch ein Brennpunkt der Studentenproteste war – gebrannt wie andere Städte hat Köln eigentlich nicht. Und doch ist mit „Köln 68! Protest. Pop. Provokation“ eine schöne Ausstellung im Stadtmuseum entstanden, die jedem alten Revoluzzer das Tränchen in die Augen pumpt und von der er nach dem Rundgang sicher mit einem mächtigen 495-Seiten Katalog-Pflasterstein beglückt nach Hause trampt (mit der KVB natürlich).

Eins wird klar, es ist die Zeit der lockeren Parolen: „Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren“, fällt mir ein, wenn ich als erstes die Königsscheibe von 1968 der Schützenbruderschaft in der Vitrine entdecke. Gleich nebenan hängt A.S. Neils Taschenbuch über Summerhill. Das Standardwerk über antiautoritäre Erziehung hab ich auch noch. Genug Retroduselei. „Berlin brennt, Köln pennt“, ja ja. Spontis machen es sich leicht, haben nie bemerkt, wie im Zuge der Demonstrationen (ja, die gab es auch!) eine andere Kulturrevolution durch die Stadt geisterte und die hießen Kölner Kunstmarkt (für Jüngere: die heißt heute schick art cologne) und auch mal Fluxus-Bewegung. Kunst, Theater und Literatur: Dort fand man in der Domstadt damals die Protagonisten der Revolte, und diese künstlerischen Attribute pflegt die Stadt bis heute. Die Ausstellung zeigt im Erdgeschoss natürlich die berühmte Afri-Cola-Werbung von Charles Wilp, aber auch eine interessante Buchachse zwischen Konrad Adenauer und Wolf Vostell. Es ging wohl auf beiden Seiten um Beton.

Eine Treppe höher wird es dann haptisch revolutionär zwischen roten Fahnen und Spruchbannern. „Spuckis“ und Wandzeitungen wurden auf alten Matrizendruckern kreiert, Kunst und Revolte und Dorothee Sölle, ja damals war so was noch möglich: der Schlachtruf „Enteignet Springer“ auch, heute ist das eine Aktiengesellschaft, leichter wird das also nicht. Schön, dass der Sound der späten 1960er den Besucher beim Seufzen begleitet und die politische Musik-Szene zwischen Floh de Cologne und Dieter Süverkrüp aufgearbeitet wird. Am Ende ist wieder alles klar: All you need is love. 

Köln 68! Protest. Pop. Provokation | bis 24.2. | Kölnisches Stadtmuseum | 0221 22 12 23 98

PETER ORTMANN

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