Was erwarten wir von der Fotografie? Im Grunde ein Abbild der Wirklichkeit. Auch wenn jeder weiß, dass sich mit der digitalen Fotografie alles manipulieren lässt, scheint sich unser Bewusstsein doch noch auf dem Stand der analogen Fotografie zu befinden. Die Engländerin Clare Strand - deren Arbeiten in Paris und London schon als Sensationen von morgen gehandelt werden - zeigt jetzt im Forum für Fotografie ihre Ausstellung „Taschenspielertrick“. Sie trickst tatsächlich, etwa indem sie Polizeifotos inszeniert, auf denen Indizien am Tatort abgelichtet werden. Nur gibt es gar kein Verbrechen, statt einer Realität existieren nur die täuschend echten Fotografien.
Strand macht sich lustig über die theosophischen Theorien zur menschlichen Aura. Tatsächlich gibt es Aurafotografen und die 39-jährige Konzeptkünstlerin versucht sich selbst in dieser Disziplin. Das Ergebnis besteht aus Porträts auf denen die Gesichter in wabernde Nebel getaucht sind. Das Ambiente der Taschenspielertricks ironisiert sie mit einer Serie von Fotografien auf denen die sogenannten „Skirts“ zu sehen sind, jene Tische, auf denen die Zauberer ihre Kunststücke vorführen, die aber zum Boden hin nicht zufällig mit Stoffbahnen verhangen sind. Strand liefert fast eine kleine Modenschau jener Röcke. Außerdem ist das Forum zurzeit mit Glasvitrinen ausgestattet, in denen winzig kleine Utensilien der Zauberer ausgestellt sind.
Strand balanciert auf der schmalen Linie zwischen Realität und Fiktion. Ihr Thema ist die Täuschung, mit der uns die Bildmedien eine Fiktion präsentieren, die unseren Erwartungen und Sehgewohnheiten entgegenkommen. Die Erkenntnis, dass die Realität in dieser Situation auf der Strecke bleibt, wird ahnungsvoll im Werk der Engländerin formuliert. Ihre Arbeiten wirken auf den ersten Blick sanft und beiläufig, aber es steckt ein provozierender Aspekt in ihnen, sie wollen den Dialog mit ihren Betrachtern entfachen. Sie verlangen nach Bezügen und Assoziationen zu anderen Werken der Kunstgeschichte. Sie sind interessant, in dem Maße, in dem sie ihr Thema zwischen Gengenstand und Vorstellung finden und den Raum zwischen den Zeilen und den Bildern zum Thema erklären.
"Taschenspielertrick" | Ausstellung bis 27.5., Mi-Fr 14.18 Uhr, Sa 12-18 Uhr, So 12-16 Uhr. | Forum für Fotografie. Schönhauser Str. 8, Köln | www.forum-fotografie.info
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Geschosse umarmen
Drei Ausstellungen in Köln erweitern das Bewusstsein – Galerie 06/25
Auf der Straße
Drei Vertreter der Street Photography im Museum Ludwig – kunst & gut 06/25
Für die Unendlichkeit
Drei Kölner Ausstellungen zwischen Zwang und Befreiung – Kunst 05/25
Mit und ohne Menschen
Tata Ronkholz in der Photographischen Sammlung im Mediapark – kunst & gut 05/25
Harter Stoff
Peter Buggenhout in Wuppertal – Kunst 04/25
Abgründe des Alltags
„Supermöbel“ im Kölnischen Kunstverein – kunst & gut 04/25
Unverbindliche Dialoge
Drei Kölner Ausstellungen über Körper und Seele – Galerie 04/25
Mehl-Dialoge
„Aurora“ von Fotografin Anja Schlamann im Kunsthaus Rhenania – Kunst 04/25
Comic-Welt hautnah
„Marvel: Die Ausstellung“ im Odysseum – Kunst 03/25
Offenlegung der Tatsachen
„Artist at Work“ im Kolumba – kunst & gut 03/25
Im Kielwasser der Quietscheente
„Titanic – Eine immersive Reise“ in Köln – Kunst 03/25
Sand, Eis, Kreide, Raum
Drei von Distanz geprägte Ausstellungen in Köln – Galerie 03/25
Wege in die Wirklichkeit
„3R“ im KunstWerk Köln e.V. – Kunst 02/25
Geschichten des Lebens
Anna Boghiguian im Museum Ludwig – kunst & gut 02/25
Geister, Feuer, Poesie
Drei mythische Ausstellungen in Köln – Galerie 02/25
Aus der Natur
Großartig: Karl Blossfeldt in der Photographischen Sammlung im Mediapark – kunst & gut 01/25
Wege aus dem Bild
Drei Kölner Ausstellungen mit bewegten Wesen – Galerie 01/25
„Was ist ,analoger‘ als der menschliche Körper?“
Kuratorin Elke Kania über „Zeit-Bilder.“ im Aachener Kunsthaus NRW Kornelimünster – Interview 01/25
Mehr als Bilder an der Wand
„Museum der Museen“ im Wallraf-Richartz-Museum – kunst & gut 12/24
Vorgarten der Unendlichkeit
Drei Kölner Ausstellungen zwischen Mensch und All – Galerie 12/24
Vorwärts Richtung Endzeit
Marcel Odenbach in der Galerie Gisela Capitain – Kunst 11/24
Mit dem Surrealismus verbündet
Alberto Giacometti im Max Ernst Museum Brühl des LVR – kunst & gut 11/24
Außerordentlich weicher Herbst
Drei Ausstellungen in Kölner Galerien schauen zurück – Galerie 11/24
Fragil gewebte Erinnerungen
„We are not carpets“ im RJM – Kunst 10/24
Geschichten in den Trümmern
Jenny Michel in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach – kunst & gut 10/24