Was haben Gisbert zu Knyphausen und Franz Schubert gemeinsam? Sie sind beide Songwriter, die ihre Kunst verstehen. Während jedoch zu Knyphausen zu den heutigen deutschen Songpoeten gehört, sind Schuberts Lieder rund 200 Jahre alt. Dass dessen Musik es aber auch heute noch verdient, immer wieder aufgeführt und dabei neu betrachtet zu werden, beweist zu Knyphausen in seinem Programm „Lass irre Hunde heulen“. Gemeinsam mit dem umtriebigen Pianisten Kai Schumacher und dem Schlagzeuger Sebastian Deufel hat er Werke des wohl bekanntesten deutschen Liedkomponisten für Band arrangiert.
Kai Schumacher, der selber klassischer Pianist ist, aber ausgesprochen gerne über den Genre-Tellerrand hinausschaut, hatte die Idee, die Lieder zu arrangieren und damit auch in die Gegenwart zu holen. Denn er selber schätzte Schuberts Kompositionen, weniger aber ihren Kunstlied-Duktus. Knyphausen ließ sich auf diese Anfrage hin nicht lange bitten und entdeckte das Material peu à peu für sich. Eigentlich haben die beiden einiges gemeinsam, wenn man bedenkt, dass zu Knyphausen „Traurigkeit als Motor seiner Musik“ bezeichnet und auch Schuberts Lieder bekannt sind für ihre teils tiefe Traurigkeit und Melancholie. Vielleicht liegt es auch daran, dass es ihm nicht schwer fällt, sich in die Gefühlswelt seiner Personen hineinzuversetzen. Mit seiner markanten und rauchigen Stimme lässt er Lieder wie beispielsweise „Die Nähe des Geliebten“ oder auch „Der Doppelgänger“ ganz anders erklingen, womit es ihm zugleich gelingt, sie in die Jetztzeit zu holen. Knyphausen und Schumacher erschaffen in ihrem Programm respektvolle und dennoch zeitgenössische Interpretationen (beziehungsweise Umdeutungen).
„Lass irre Hunde heulen“ konzentriert sich im Fokus auf Schuberts bekannten Liederzyklus „Die Winterreise“, aber auch der „Schwanengesang“ ebenso wie weitere Lieder aus anderen Schaffensphasen Schuberts erklingen. Was 2021 als CD-Projekt begann, kann man nun beim Bonner Beethovenfest live auf der Bühne des Pantheon erleben. Unterstützt werden Knyphausen und Schumacher dabei von Streichern, Posaune, E-Gitarre und Schlagzeug.
Gisbert zu Knyphausen & Kai Schumacher: Lass irre Hunde heulen | So 17.9. 19.30 Uhr | Pantheon Theater Bonn | www.pantheon.de
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