Der venezianische Regisseur Giovanni Pellegrini erkundet in „Lagunaria“ (OmU im Filmhaus und Odeon) die Geschichte seiner Stadt, die eine Stimme aus dem Off rückblickend erzählt. Um die Lagunenstadt ranken sich viele Legenden. Warum siedelten sich hier Menschen an? Woher kamen sie? Wie (über)leben sie bis heute an einem Ort, der durch Wasser dem Untergang geweiht zu sein scheint? Aus verschiedenen Perspektiven nähert sich Pellegrini seiner Stadt, erspürt die Seele Venedigs in den schmalen Gassen, den vielen Kanälen und in den einst prachtvollen Häusern, die sich im Wasser spiegeln. Er erzählt auch von den vielen Herausforderungen: Touristenströme, vermüllte Lagunen, Wohnraumknappheit, AirBnB-Überangebot – und vor allem von den Folgen des Klimawandels. Dieses Porträt einer einzigartigen, äußerst zerbrechlichen Stadt ist eine Ermahnung, achtsamer nicht nur mit Venedig, sondern mit dem ganzen Planeten umzugehen.
Nicht nur das klassische 4:3 Format, in dem „Perfect Days“ (Cinenova, Odeon, Weisshaus, OmU in der Filmpalette) gedreht ist, verweist auf den von Wim Wenders verehrten japanischen Meisterregisseur Ozu. Auch sein Protagonist Hirayama – Koji Yakasho wurde für seine berührende Interpretation in Cannes mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet – frönt seinem Fotografie-Hobby mit einer analogen 35-mm-Kleinbildkamera. Meist sind es Bäume, die ihn faszinieren und ihm seine innere Ruhe geben. Genauso wie die Bücher, die er in seiner spartanischen Unterkunft vor dem Einschlafen liest und die Songs von Lou Reed, Patti Smith und den Rolling Stones, die er auf dem Fahrrad während seiner „Toiletten-Tour“ hört. Nur sein Arbeitskollege und seine Nichte durchbrechen bisweilen seine selbstgewählte „Einsamkeit“. Eine ebenso poetische wie bizarre Reise durch Tokio.
Der Londoner Unternehmer Andrew (John Malkovich) reist nach Frankreich, um dort das Landgut aufzusuchen, auf dem er damals seine Frau kennengelernt hatte. Die dortige Hausherrin Nathalie (Fanny Ardant) hält ihn allerdings für einen Butler-Anwärter. Andrew schlägt ein und stellt bald fest, dass sich Nathalie in einer finanziellen Notlage befindet. Gilles Legardiniers komödiantische Drama „Monsieur Blake zu Diensten“ (Cinenova, Filmpalette) lebt ganz von der Spielfreude John Malkovichs - der mit ernstem Gesicht erst kühles Understatement und dann echtes Mitgefühl mimt.
Außerdem neu in den Kinos: Viljar Bøes Pupplay-Thriller „Good Boy“, Sean Durkins Wrestler-Biopic „The Iron Claw“ (OmU im OFF Broadway und in den Lichtspielen Kalk), Simon Verhoevens Milli-Vanilli-Story „Girl You Know It's True“ (Cinedom, Cineplex, Residenz, Rex, UCI), James Wans Superhelden-Sequel „Aquaman: Lost Kingdom“ (Cinedom, Cineplex, Residenz, Rex, UCI), Thomas Bidegains Insel-Unfall „Suddenly - Überleben im Eis“ (Cinedom, UCI) und Benjamin Renners Enten-Ausflug „Raus aus dem Teich“ (Cinedom, Cineplex, UCI).
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