Venus im Pelz
Frankreich 2013, Laufzeit: 95 Min., FSK 16
Regie: Roman Polanski
Darsteller: Emmanuelle Seigner, Mathieu Almaric
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Charmantes Zwei-Personen-Stück
Göttlich grausam
„Venus im Pelz“von Roman Polanski
Roman Polanski bleibt mit seinem neuen Werk dem Konzept seines letzten Dramas „Der Gott des Gemetzels“ treu. Gerahmt von flüchtigen Eindrücken im Freien ist die eigentliche Handlung in übersichtlichen Innenräumen angesiedelt. Wieder ein Kammerspiel, wieder ein kleines Cast. Nur hat Polanski, der mittlerweile achtzig Lenze zählt, die Reduktion noch reduziert: Aus vier Protagonisten werden hier zwei, aus den Zimmern einer ganzen Wohnung wird ein Raum. Ein Theatersaal, ein Regisseur und eine Schauspielerin bilden das Set. So etwas ist nicht neu, auch nicht im Kino. Doch Roman Polanski, schon immer ein Meister darin, Innenräumen Leben und Magie zu entlocken, sei es im Guten, sei es vor allem im Bösen, Polanski inszeniert auch dieses Spiel atmosphärisch, intim, humorvoll und magisch.
Musikalisch schwungvoll intoniert gleitet die Kamera durch eine verschneite Allee auf ein Theaterhaus zu, bis man sich im Saal befindet. Die Spielstätte ist einladend, der Regisseur und Dramaturg, der dort gerade einsam verweilt, ist verzweifelt: Thomas (Mathieu Amalric) möchte „Venus im Pelz“ für die Bühne inszenieren, die Skandalnovelle von Leopold von Sacher-Masochs aus dem Jahr 1870. Nur findet er nach einem Casting-Marathon einfach keine Besetzung für die weibliche Hauptrolle. Bis plötzlich Vanda (Emmanuelle Seigner) in der Tür steht. Eine zerstreute, ordinäre Frau, die Kaugummi knatscht und sich gründlich verspätet. Die im Hinblick auf das Stück von einem Sadomaso-Porno faselt, während der Regisseur darunter vielmehr eine schöne Liebesgeschichte versteht. Trotz allem gelingt es Vanda, Thomas zum Anspielen des Stücks zu ermuntern. Schon bald stellt sich heraus, dass die Schauspielerin besser vorbereitet ist als vermutet. Thomas kann sich ihrem Auftritt schon bald nicht mehr widersetzen, ist fasziniert und merkt kaum, wie irgendwann die Grenzen verschwimmen zwischen Figur und Person, zwischen Fakt und Fiktion.
Damit sind wir unterm Strich, wenn man so will, doch wieder bei einem Vier-Personen-Stück angelangt. Regisseur Roman Polanski bannt hier die Version der Vorlage auf Zelluloid, die der amerikanische Dramaturg David Ives 2010 für die Bühne adaptiert hatte. Männerphantasien werden darin durch den weiblichen Blick entlarvt. Und Polanski hat sichtlich Spaß daran. Beschwingt inszeniert er ein Drama, das von Verführung, Pelz und Rute, von Schmerz und Lust, von Liebe und Erniedrigung erzählt. Eine Reflexion über den Schöpfer eines Kunstwerks, über seine Motivatoren, über Inspiration und Identifikation. Ein Spiel, das sich über mehrere Ebenen und bis hin zum Regisseur des Films selbst erstreckt, der im Übrigen mit der Hauptdarstellerin verheiratet ist. So regt der inspirierte Schlagabtausch an zu ausufernden Interpretationen und muss am Ende gar nichts bedeuten. Es bleibt ein Spiel, aber ein anregendes. Frech, aufregend und frivol, großartig gespielt und meisterlich in Szene gesetzt.
(Hartmut Ernst)
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