
The Bikeriders
USA 2023, Laufzeit: 116 Min., FSK 12
Regie: Jeff Nichols
Darsteller: Jodie Comer, Austin Butler, Tom Hardy
>> www.upig.de/micro/the-bikeriders
Toll besetztes Drama über einen Motorcycle-Club der 1960er Jahre
Weicheier
„The Bikeriders“ von Jeff Nichols
Ab 1965 begleitet der US-amerikanische Fotograf Danny Lyon den Chicago Outlaw Motorcycle Club durch die Bars und auf der Straße, macht Fotos, führt Interviews und veröffentlicht dazu ein Buch. Dieses Buch diente Regisseur Jeff Nichols („Take Shelter“, „Midnight Special“, „Loving“) als Grundlage zu diesem Biker-Drama. Die biedere Kathy (Jody Comer) verliebt sich darin in den Biker Benny (Austin Butler, „Elvis“, „Dune: Part Two“). Der ist Mitglied der Vandals. Anführer der Motorrad-Gang ist Johnny (Tom Hardy), der den Club einst gründete, nachdem er im Fernsehen Johnny (Marlon Brando) in „The Wild One“ gesehen hatte. Im Laufe der Geschichte kommt es zum Disput zwischen Kathy und Johnny, die gleichermaßen Bennys Loyalität einfordern.
Bevor es entsprechend ernst wird, darf man hier erst einmal ordentlich schmunzeln. Die Biker, die Nichols hier so engagiert wie beherzt zeichnet, wirken auf ihre Art charmant, sind forsch, lässig, bekloppt und wollen nur spielen. Und sie sind durch die Reihe weg therapiebedürftig. Als Kathy der Truppe erstmals in einer Bar begegnet, setzt bei ihr folglich umgehend der Fluchtreflex ein – bis sie Benny erblickt: Kathy verknallt sich auf den ersten Blick und sieht in Benny auch schon die Errettung aus der Biederkeit. Zugleich ist sie zuversichtlich, dass sie ihrem neuen Partner die paar Biker-Macken schon austreiben wird. Aus dem Off kommentiert Kathy im Interview rückblickend taff und ironisch das, was sie mit den Männern erlebt hat. Und sie resümiert, dass es eine Illusion ist, Männern wie diesen ihre Macken austreiben zu können.
Getragen wird das Drama von einer flotten Story und vor allem von einem starken Cast, in denen Granaten wie Tom Hardy, Austin Butler und Michael Shannon ihre Figuren bis an die Karikatur spielen. Das ist amüsant runterzuschauen, irgendwann aber kippt das Ding und es tut weh. Insgesamt weiß man dabei nie so recht, inwiefern Nichols seine Protagonisten ernstnimmt oder vorführt. „The Bikeriders“ gibt sich bei weitem nicht so ambivalent und beseelt wie etwa „Easy Rider“. So stumpf psychotisch wie der sadistische Rockerhaufen in „Mad Max“ sind Jonnys Männer aber auch nicht. Am nächsten sind Johnnys Rowdys tatsächlich den Jungs von Marlon Brandos Johnny: Ein im Grunde jämmerlicher Haufen halbstarker Fake-Rebellen, laut, infantil und nur im Pulk stark. Unter ihnen der stille Held, der autark und unergründlich bleibt, aber dafür auch mal weint.
Die große Sehnsucht ist allgegenwärtig. Die Sehnsucht nach Ausbruch und Zugehörigkeit, nach einer Familie jenseits der Ehe. Aber es bleibt unvertieft: Nichols erzählt eher von Egotrips als von Rebellion. Aus heutiger Sicht wirkt diese Bruderschaft eher lächerlich. „The Bikeriders“ schließt mit dem Ende der „Goldenen Jahre der Motorradfahrer“. Was daran „golden“ gewesen sein soll, erfahren wir in diesem Streifen nicht. Uns wird bloß gesagt, dass es danach noch schlimmer wurde.
„The Bikeriders“ psychologisiert nicht und bleibt entsprechend oberflächlich, ist aber unterhaltsam und kernig besetzt. Ein ordentlich bebildertes, nostalgisch gefärbtes Biker-Drama.

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