Smoke Sauna Sisterhood
Estland, Frankreich, Island 2023, Laufzeit: 89 Min., FSK 12
Regie: Anna Hints
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Ungewöhnlicher Dokumentarfilm
Selbstreinigung
„Smoke Sauna Sisterhood” von Anna Hints
Rund ein halbes Dutzend Frauen trifft sich in den unterschiedlichsten Jahreszeiten in der Sauna, um dort über ihr Leben und ihre Gefühle zu sprechen. Es handelt sich hierbei nicht um die sonst geläufigen Dampf- oder Trockensaunen, sondern um eine Rauchsauna, die aufgrund einer gewissen Gefährlichkeit in den meisten Teilen der Welt außer Mode gekommen ist. Im Süden Estlands hält man allerdings an einer jahrhundertealten Tradition fest, die zudem dort mittlerweile zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt worden ist. Filmemacherin Anna Hints hat in ihrem Langfilmdebüt das Beste aus einer doch eher schwierigen Situation gemacht, denn von lediglich zwei der Saunagängerinnen sieht man im Laufe ihrer anderthalbstündigen Dokumentation „Smoke Sauna Sisterhood“ auch einmal das Gesicht. Alle anderen bleiben anonym, was vielleicht der Tatsache geschuldet ist, dass sie sich hier nicht nur körperlich entblößen, sondern auch einen Seelenstriptease hinlegen, der nicht immer einfach zu verkraften ist. Es geht zu Beginn noch recht unspektakulär los, wenn man dabei zusieht, wie im zugefrorenen See ein Loch geschlagen wird, in dem sich die Frauen dann nach dem Saunagang abkühlen können. Oder wenn man beobachten kann, wie der Saunaofen minutiös auf Temperatur gebracht wird.
Auch die ersten Gespräche in der Holzhütte sind noch recht unverfänglich, wenn es um erste Liebe, erste Menstruation oder komplizierte Beziehungsfragen geht. Aber Anna Hints hat ihren Film so zusammengestellt, dass die Themen im Laufe des Films immer tiefer gehen und teilweise auch unangenehmer werden. Dann stehen die Probleme eines lesbischen Outings oder die Vergewaltigung einer der Frauen im Mittelpunkt, die zu diesem Zeitpunkt noch eine Teenagerin war. Auch Abtreibungen und eine Totgeburt kommen zur Sprache, die in ihren lebhaften Schilderungen das Publikum immer wieder schlucken lassen. Vermutlich dürften sich hier in erster Linie Frauen angesprochen fühlen, denn es geht auch immer wieder um weibliche Selbstbestimmung und Formen des Feminismus. Wer die Geduld und die Aufgeschlossenheit mitbringen kann, sich auf ausgiebige Gespräche einzulassen, bei denen die Kameraeinstellungen fast ausschließlich unterhalb des Kinns beginnen und deswegen in erster Linie Brüste, Arme und Beine abbilden, der kann aus „Smoke Sauna Sisterhood“ einige interessante Einblicke in die Ansichten und die Geschichte der Frauen in Estland für sich herausziehen.
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