Rosas Hochzeit
Spanien 2020, Laufzeit: 97 Min., FSK 0
Regie: Icíar Bollaín
Darsteller: Candela Peña, Sergi López, Nathalie Poza
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Dialogstarke Selbstfindungskomödie
Selbstliebe auf Spanisch
„Rosas Hochzeit“ von Icíar Bollaín
Rosa reicht es. Gerade ist sie aus einem Albtraum aufgewacht, in dem sie einen nicht endenden wollenden Marathon läuft. Privat und im Beruf als Kostümbildnerin verlangt ihre gesamte Umgebung von ihr mehr Unterstützung als menschenmöglich. Am Theater soll sie über Nacht schnell noch ein paar Kostüme mehr schneidern (schnellschnell, aber ohne Zusatzkosten). Die Nachbarin urlaubt, die Katze muss Rosa versorgen. Der Bruder (Sergi Lóṕez) will, dass sie abends seine Kinder bekocht und ins Bett bringt. Und jetzt will noch ihr alter Vater bei ihr einziehen. Sie selbst ist Mitte 40, hat eine Tochter in England, einen Liebhaber – und eben viel zu viel zu tun. Mit einer abrupten Entscheidung reißt sie das Ruder herum, setzt sich in ihr Auto und haut ab aus Valencia in ihren Heimatort Benicassim am Meer. Dort verstaubt die frühere Schneiderei ihrer Mutter. Die will sie nun wiederbeleben – und sich selbst gleich mit.
Um ein Zeichen zu setzen, lädt sie ihre Familie zu ihrer Hochzeit am Strand ein – mit sich selbst, ohne Bräutigam. Damit geht der Stress erst richtig los. Denn die anderen reden zwar unentwegt und sehr schnell, hören aber nicht zu und verstehen nicht, um was es Rosa geht: sich selbst in Gänze anzunehmen, zu lieben und die eigenen Wünsche zu respektieren. Was auch den anderen Beteiligten gut täte, die sich zwischen Lebenslügen und Geldnot durch ihren eigenen stressigen Alltag hangeln. Denn der Film hat durchaus einen klaren Blick auf beinahe prekäre Verhältnisse, es fehlt allen an Geld, Arbeitslosigkeit und Bankrott sind jederzeit möglich.
Die Regisseurin Icíar Bollaín und ihre Ko-Autorin Alicia Luna kam die Idee zu dieser Solohochzeit durch einen Artikel über eine japanische Agentur, die Selbstheiraten organisiert. Wie sich herausstellte, gibt es das Phänomen international, auch in Spanien fanden die Autorinnen Beispiele dafür. (Manche erinnern sich vielleicht an die annoncierte Selbstverpartnerung der Schauspielerin Emma Watson aus den Harry-Potter-Filmen, als sie vor einem Jahr zu ihrem 30. Geburtstag „Ja“ zu sich selbst sagte.)
Icíar Bollaín hat schon mit „Der Olivenbaum“ ein humorvolles Sozialdrama mit einer sturen weiblichen Hauptfigur vorgelegt. Auch hier liegt die Stärke bei der Heldin, gespielt von Candela Peña, die zwischen Überforderung, Auflehnung und liebevoller Zuwendung mühelos changiert. Das Tempo des Films und der Humor machen aus ihr jedoch keine skurrile Frau in der Lebensmitte, was der Bodenständigkeit der Hauptfigur zu verdanken ist. Die Bilder sind bunt, geradezu ein Markenzeichen des spanischen Films: farbige Kostüme, grüne Gesichtsmaske zu rosa Bademantel, blaue Haare. Die Ernsthaftigkeit des Themas wird trotz der Situationskomik, trotz des humoristischen Tonfalls nicht verraten. Ein lustiges Drama, eine dramatische Komödie mit einer turbulenten Story, die in einem ganz besonderen Hochzeitstag gipfelt.
(Ingrid Bartsch)
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