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Ronny & Klaid

Ronny & Klaid
Deutschland 2018, Laufzeit: 110 Min., FSK 12
Regie: Erkan Acar
Darsteller: Franz Dinda, Sahin Eryilmaz, Xenia Assenza, Guido Broscheit, Fatih Akin
>> www.der-filmverleih.de/ronny-klaid-kinostart-10-10-2019

Lässige Kalauerkomödie

Guter Quatsch
„Ronny & Klaid“ von Erkan Acar

Berlin. Ronny und Klaid führen erfolglos einen Kiosk. Ihr Scheitern ist zuvorderst auf ihren eklatanten Umgang mit Statistiken zurückzuführen. Hinzu kommt das fehlende Gespür für die Realität an sich, die die Freunde fortwährend der Filmwelt Hollywoods unterordnen. In der Konsequenz erkennen die beiden in keinem Moment den Ernst der Lage und tapsen zuversichtlich durch die Fettnäpfchen, ohne diese wahrzunehmen. Das kann natürlich auf Dauer nicht gut gehen, und hier setzt die Komödie ein: Klaid macht 80.000 Euro Schulden. Also beschließen die zwei Freunde, zehn Menschen zu entführen. Denn laut Statistik befindet sich unter zehn Menschen ein Millionär.

Was diese Quatschkomödie anderen Auslegern ihrer Art voraus hat, sind zuallererst Besetzung und Produktionslage. Regisseur Erkan Acar dreht seinen Streifen unabhängig ohne Förderung, um konsequent sein Ding machen zu können. Und das ist in Sachen Humor an sich ja essentiell. Vor allem aber sind die beiden Hauptdarsteller gelernte Schauspieler. Das klingt zuerst einmal nicht ungewöhnlich für einen Kinofilm. Im Hinblick auf die deutsche Quatschkomödie aber ist das durchaus erwähnenswert. Franz Dinda (Ronny) spielte 2006 in „Die Wolke“ und zuletzt den leitenden Ingenieur in der TV-Serie „Das Boot“. Sahin Eryilmaz (Klaid) ist im Fernsehen krimibewandert und absolvierte Auftritte in „Der Medicus“ oder Christian Alvarts „Halbe Brüder“. Kurzum: Man merkt, dass Ronny und Klaid nicht bloß von irgendwelchen prominenten Bühnenclowns verkörpert werden, die sich mal in Spielfilmlänge ausprobieren wollen. Wo andere nur posen, füllen Dinda und Eryilmaz Posen mit Leben. Damit stimmt in dieser Komödie schon rundum das Fundament. Und nebenbei beleben den Spaß eine hinreißende Xenia Assenza, Guido Broscheit als markanter Gangster und Fatih Akin mit einem lässigen Cameo-Auftritt.

Alles andere geht schlichtweg auf Acars Humor zurück, der sich an der amerikanischen Buddy-Komödie orientiert und den er selbst gar nicht genauer definieren will: „Ich habe mir selbst keine Grenzen gesetzt und einfach alles in den Film gepackt, was ich lustig finde.“ Das Ergebnis ist tatsächlich der beste deutsche Leinwandquatsch seit Bully Herbigs One-Hit-Wonder „Der Schuh des Manitu“. Acar verlässt sich auf das stimmige Spiel seiner beiden Hauptdarsteller, inszeniert flott bei hoher Gagdichte und schlittert mit seinen Kalauern nie in die peinliche Schoten-Parade. Das ist gewollt platt aber gekonnt, weil nie aufgesetzt und ordinär. Der Film macht Spaß, und er wird trotzdem so manches Naserümpfen über sich ergehen lassen müssen von denen, die Klamauk grundsätzlich ein Qualitätsgefälle absprechen. Aber derlei ZeitgenossInnen entgeht ja grundsätzlich viel Spaß im Leben.

„Ronny & Klaid“ spiegelt zugleich, wo der deutsche Film in Sachen (Brachial-)Humor steht: Die Schmiede um Schweiger & Schweighöfer zeichnet nicht bloß für formelhafte RomComs von der Stange verantwortlich, sondern auch für schotige Jungsfilme („Hot Dog“), die sich frech geben, aber tatsächlich mutlos sind und damit zutiefst bieder. Mangelware für das Chris Tall-Publikum. Im Saal nebenan feiern derweil Pennäler-Komödien ihr Comeback, die den geglückten Ansatz in ihren Fortsetzungen verlieren. Kiffer-Komödien sind zum Glück rar gesät und mit dem „Lammbock“-„Lommbock“-Double gut vertreten. Von Bülent Ceylan bis Olaf Schubert treten dann noch regelmäßig Comedians an und scheitern konsequent beim ersten Anlauf mit dem Versuch, Bühnen-Identitäten in die Lebensrealität zu integrieren. Helge Schneider hat mit seinen Filmen gezeigt, dass das andersrum besser funktioniert: Indem er nämlich der Realität seinen Kosmos überstülpt. Indem er sein Ding macht. So wie Acar jetzt. Helge Schneider hat dabei allerdings nie auf Jenny Elvers zurückgegriffen. Auch wenn die ehemalige Heidekönigin des Heideblütenfestes von Ameligenhausen mal eine Schauspielausbildung absolviert haben mag - dafür gibt es hier eine halbe Note Abzug.

(Hartmut Ernst)

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