
Radio Heimat
Deutschland 2016, Laufzeit: 85 Min., FSK 12
Regie: Matthias Kutschmann
Darsteller: David Hugo Schmitz, Jan Bülow, Hauke Petersen
>> www.radioheimat-film.de
Episodische Ruhrpott-Revue
Kreuzbarve Leut'
"Radio Heimat" von Matthias Kutschmann
Der Name Frank Goosen dürfte mittlerweile auch über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus bekannt sein. Der Bochumer des Jahrgangs 1966 fing neben Jochen Malmsheimer als Teil des Duos Tresenlesen an und eroberte damit nach seinem Studium an der Ruhr-Universität Bochum in den 90er Jahren von seiner Heimatstadt aus die Kabarettszene. Doch bald schon konnte er auch als Solokünstler Erfolge verbuchen, durch Romane wie „liegen lernen“, den Hendrik Handloetgen 2003 fürs Kino adaptierte, aber auch immer wieder durch seine herrlich pointierten Soloauftritte, in denen er seinen Sprachwitz und seine Spontaneität unter Beweis stellen konnte. Nun hat es ein weiterer Roman des VfL-Bochum-Fans, der bei „seinem“ Verein auch im Aufsichtsrat tätig ist, auf die große Leinwand geschafft: „Radio Heimat“ ist ein autobiografisch geprägter Rückblick auf die 1980er Jahre, in denen Frank Goosen als Teenager flügge wurde und auf Klassenfahrten und bei Besäufnissen in den Partykellern der Eltern seiner Mitschüler die ersten Küsse mit dem anderen Geschlecht austauschte.
Dabei ist nicht zu übersehen, dass Frank Goosen (Neuentdeckung David Hugo Schmitz) im Ruhrgebiet aufwächst. Die alten Zechensiedlungen und die in den 80er Jahren schon in der Rezession befindliche Montanindustrie bilden den optischen Hintergrund seiner Coming-of-Age-Geschichte, aber auch das Temperament und der Dialekt der Leute weisen zusätzlich auf die Lokalisierung der Ereignisse hin. Ein Pot(t)pourri kleiner Erlebnisse und Episödchen kann sich vor der Ruhrgebietskulisse um den Teenager herum entspinnen, der wie alle anderen Menschen in der Pubertät mit ersten Liebesgeschichten und Besäufnissen beschäftigt ist. In seiner Clique tüftelt man Strategien aus, wie man die Hübscheste in der Klasse (Milena Tscharntke) auf sich aufmerksam machen oder gar für sich gewinnen kann. Höhepunkt der Anstrengungen bildet eine Klassenfahrt in ein Kaff an der Nordsee, bei der die letzten Hemmungen fallen werden und nichts mehr sein wird, wie es war. Dass Matthias Kutschmann mit „Radio Heimat“ seinen Kino-Erstling inszeniert hat, merkt man dem Ergebnis nicht an. Mit spielerischer Leichtigkeit hat er die Ideen aus Frank Goosens Romanvorlagen (auch Motive aus „Mein Ich und sein Leben“ flossen ins Drehbuch ein) zu einem Ruhrgebiets-Reigen verdichtet, bei dem einige direkte Statements der Darsteller in die Kamera genauso natürlich in die Vorkommnisse eingebunden sind wie all die unzähligen liebenswerten Details, die man in Ausstattung und Dialog hat anklingen lassen. Absolut jeder, der einem in Bezug auf das Ruhrgebiet in den Sinn kommen würde, hat in „Radio Heimat“ einen Auftritt, aber dabei handelt es sich in den meisten Fällen lediglich um kurze Cameos, denn der Film überlässt zu Recht den jugendlichen Protagonisten seine Bühne, auf der sie sich gekonnt beweisen dürfen.
(Frank Brenner)

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