Mutt
USA 2023, Laufzeit: 82 Min.
Regie: Vuk Lungulov-Klotz
Darsteller: Lio Mehiel, Cole Doman, MiMi Ryder
>> queerfilmfestival.net/de/programm/mutt/
Emotionale Charakterstudie
Neue Verhältnisse
„Mutt” von Vuk Lungulov-Klotz
Im April 2024 wurde in Deutschland das deutlich in die Jahre gekommene Transsexuellengesetz abgelöst und durch das wesentlich fortschrittlichere Selbstbestimmungsgesetz ersetzt. Viele rechtsgerichtete und konservative Politiker und Teile der Bevölkerung sehen hier einen weiteren Schritt in Richtung Untergang des Abendlandes gekommen, gerade weil man sich oftmals an Kleinigkeiten aufhängt, ohne dabei das große Ganze zu sehen. Kaum jemand, der sich das im Vorfeld nicht lange und breit überlegt und dabei auch mit seinen eigenen Dämonen gerungen hat, wird sich wohl jemals dazu entschließen, eine geschlechtsangleichende Operation durchführen zu lassen. Das von einigen vehementen Gegnern gezeichnete Horrorszenario, dass sich Menschen künftig alle paar Jahre zu einer Änderung ihres Geschlechts entscheiden könnten, sobald die entsprechende Sperrfrist wieder abgelaufen ist, entbehrt dabei jeglichen Realitätsgehalts. Wie schwierig es Transmenschen wirklich haben, mit sich selbst ins Reine zu kommen und nach reiflicher Überlegung das Leben zu wählen, das sich für sie am besten anfühlt, kann man als Laie nur dann erahnen, wenn man sich mit ihnen unterhält oder Geschichten über sie erzählt bekommt wie nun auch wieder im Film „Mutt“.
Feña (stark: Lío Mehiel) hat ihren noch in Chile wohnenden Vater Pablo (Alejandro Goic) schon seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. In dieser Zeit ist aus Pablos Tochter Fernanda der Transmann Feña geworden. Obwohl der Vater von der Transition weiß, kann er sich noch nicht so recht vorstellen, was ihn erwartet. Bevor sein Flugzeug in New York landet, begegnet Feña an zwei überaus chaotischen Tagen auch noch seinem ehemaligen Liebhaber John (Cole Doman) und seiner jüngeren Schwester Zoe (MiMi Ryder), die just bei dieser Begegnung ihre erste Menstruation hat. Alle drei blicken auf eine gemeinsame Vergangenheit mit dem Protagonisten zurück, sehen ihn aber nun zum ersten Mal, seit er keine Frau mehr ist. Entgegen erster Befürchtungen reagieren sie überwiegend entspannt und verständnisvoll, doch es kochen auch alte Probleme wieder hoch, die die Beziehung zu Feña belasten und sich nicht einfach durch eine Mastektomie oder eine Namensänderung haben ausradieren lassen. Vuk Lungulov-Klotz taucht in seinem Debütfilm „Mutt“ sehr tief in die Alltagsrealität eines jungen Transmannes ein, der selbst noch mit seiner veränderten Lebenssituation zurechtkommen und in der Begegnung mit Menschen aus seiner Vergangenheit auch emotionale Hürden meistern muss. Sensibilität und filmisches Geschick hatte der US-Amerikaner chilenisch-serbischer Abstammung, der genau wie seine Hauptfigur also eine „Promenadenmischung“ (englisch: Mutt) ist, bereits in seinem Kurzfilm „Still Liam“ aus dem Jahr 2016 gezeigt, in dem ebenfalls ein Transmann im Mittelpunkt stand. Bei „Mutt“ kommt noch hinzu, dass er mit dem nicht-binären Lío Mehiel in der Hauptrolle sämtliche Facetten authentisch und mitreißend zu vermitteln versteht.
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