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Irdische Verse

Irdische Verse
Iran 2023, Laufzeit: 77 Min., FSK 6
Regie: Ali Asgari, Alireza Khatami
Darsteller: Bahman Ark, Arghavan Shabani, Servin Zabetiyan
>> www.neuevisionen.de/de/filme/irdische-verse-143

Schwarzhumoriger Blick auf den Alltag im Iran

Willkommen in Gaga-Land
„Irdische Verse“
von Alireza Khatami und Ali Asgari

Langsam wird es Tag in der pulsierenden Metropole Teheran. Ein neuer Tag bricht an, wieder ein Tag, an dem ein totalitärer Staat seinen Bürger:innen einiges an Geduld  abverlangen wird.  Die Fürsorge des Staats kennt keine Grenzen. Überall mischt der Staat sich ein, wie zum Beispiel auf dem Standesamt, wo der Beamte sich weigert, eine Geburtsurkunde mit dem Namen David auszustellen, da dieser Name zu westlich klinge. Stattdessen wird den Eltern dazu geraten, ihren Sohn nach einem iranischen Dichter zu benennen. Oder auf der Führerscheinstelle, wo der Beamte entscheidet, dass das Bestehen der Fahrprüfung allein nicht ausreicht, um den Führerschein auszustellen, sondern erst mal zu berücksichtigen sei, ob das Tragen eines Tattoos nicht auch Aufschluss auf die Fahrerqualitäten des Antragstellers gibt. Ob eine Frau innerhalb der vier Türen ihres eigenen Autos sich im öffentlichen oder im privaten Raum befindet, liegt ebenso im Ermessen der Abschleppbehörde, wie die Erteilung einer Filmdrehgenehmigung im Ermessen des Kulturamtes liegt. Es gilt stets Voraussetzungen zu erfüllen, die die Antragstellenden und Vorsprechenden nicht kennen, weshalb sie sich auch nicht auf die „Verhöre“ vorbereiten können. Einmal im Rad der Bürokratie gefangen, helfen keine Argumente und keine Logik. Der Mensch wird zermalmt. Selbst wenn er sich auf der sicheren Seite wähnt, wie Filmemacher Ali. Weil seine Doku eine wahre Geschichte erzählen soll, die auf autobiographische Tatsachen zurückgreift und keinerlei Kritik am Staat ausüben soll, hat er nicht mit der Willkür der Behörde gerechnet. Warum denn eine Doku, wenn andere Filmemacher schöne fiktionale Werke drehen? Der ausgelieferte Mensch kann nicht gewinnen, denn die Regeln ändern sich ständig und die Menschen können nicht Schritt halten.

Mit scharfer Zunge und sarkastischem Witz erzählt das iranische Regie-Duo Alireza Khatami und Ali Asgari von neun Menschen, die zum Opfer der allgegenwärtigen Bürokratie in ihrem Land werden. Sie heißen Selena, Faez, Mehri, oder Ali und sitzen (wörtlich) Beamt:innen und deren banaler Willkür hilflos und ausgeliefert gegenüber. Während die Opfer alle Namen tragen, bleiben die Vertreter:innen der Staatsbürokratie unsichtbar und namenlos. Wir hören sie nur als machtvolle Stimmen aus dem Off reden – und wissen nicht, ob wir bei den schikanösen Absurditäten, die sie von sich geben, lachen oder weinen sollen. Besonders witzig ist das Beispiel von Mehri, die ihren Hund auf der Polizeistation als vermisst meldet und vom Beamten einen anderen Hund aufgeschwatzt bekommt. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Protestbewegungen im Iran erscheinen diese Geschichten gar nicht so unfassbar, wie man auf den ersten Blick meinen könnte.

(Tina Adomako)

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