Hochwald
Österreich, Belgien 2019, Laufzeit: 108 Min., FSK 16
Regie: Evi Romen
Darsteller: Thomas Prenn, Elisabeth Kanettis, Claudia Kottal
>> www.salzgeber.de/hochwald
Charakterdrama voller Überraschungen
Das Gegenteil von normal
„Hochwald” von Evi Romen
Mario (Thomas Prenn) lebt in Hochwald, einer kleinen Gemeinde oberhalb von Bozen in Südtirol, die ansonsten eher tiefste Provinz ist. Jeder kennt jeden in diesem nur mit einer Seilbahn erreichbaren Gebirgsnest, und die meisten von ihnen zerreißen sich gerne den Mund über andere, die nicht der Norm entsprechen. Mario ist so ein Außenseiter. Er jobbt sowohl in einem Hotel als auch bei einem Metzger und in einer Kellerei, obwohl er eigentlich Konditor gelernt hat und am liebsten Tänzer wäre. Verständnis bringt nur sein bester Freund Lenz (Noah Saavedra) für ihn auf. Die beiden hatten mit Claudia (Claudia Kottal) mal einen Dreier, bei dem diese von Mario schwanger geworden ist. Lenz will nun in Rom Karriere machen, wo er auch schon einen Agenten hat, und Mario folgt ihm nach Italien, um vielleicht ebenfalls mit einem Stipendium seine künstlerische Ader ausleben zu können. Bei einem gemeinsamen Besuch in einer Schwulenbar dringen islamistische Fanatiker dort ein und schießen um sich, Lenz stirbt. Mario kehrt nach Hochwald zurück, kommt mit der Situation aber nicht klar. Bald hängt er wieder an der Nadel, und als er Nadim (Josef Mohamed), einen muslimischen Ex-Mitschüler, wiedertrifft, geht eine neuerliche Wandlung in ihm vor.
Indirekt ist die Geschichte von Evi Romens Filmdebüt „Hochwald“ sicherlich inspiriert vom Massaker in einem Schwulenclub in Orlando, Florida, im Jahr 2016, bei dem 50 Menschen von einem Islamisten getötet wurden. Anders als beim queeren „PULSE – Schlag gegen die Freiheit“, der im vergangenen Jahr auch hierzulande auf DVD erschienen ist und die Anschläge im Pariser Bataclan-Club als verbindendes Element für eine Ensemblegeschichte nutzte, konzentriert sich Romen auf die Nachwirkungen der Tat auf ihre Hauptfigur. Dieser Mario ist dabei sehr facettenreich angelegt, überrascht das Publikum und sein Umfeld immer wieder durch unerwartete Handlungsweisen und verleiht dem Film deswegen eine latente Spannung. Dadurch, dass die Geschichte im weiteren Verlauf auch andere muslimische Figuren einführt, vermeidet das Drehbuch Stereotype und Schwarzweißmalerei. Nachwuchsdarsteller Thomas Prenn, der gerade auch mit „Biohackers“ und „Ich bin Sophie Scholl“ Erfolge verbuchen konnte, überzeugt als zerrissene und durch sämtliche Raster fallende Figur.
Österreichische Filmpreise 2021: Thomas Prenn, Kostüme, Musik. Romy 2021: Kamera
Eine sympathische Bruderkomödie
„Ganzer halber Bruder“ im Cinedom – Foyer 09/25
Wo Grenzen verschwinden und Geister sprechen
Das Afrika Film Festival Köln 2025 – Festival 09/25
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25
Weinende Wände
Das Filmtheater als Begegnungs- und Spielstätte – Vorspann 09/25
„Das Leben ist absurd, nicht der Film“
Regisseur Elmar Imanov über „Der Kuss des Grashüpfers“ – Gespräch zum Film 08/25
Jung-Bäuerinnen bei der Arbeit
„Milch ins Feuer“ im Odeon – Foyer 08/25
Drama, Baby?
Das Arthouse und der Schenkelklopfer – Vorspann 08/25
Gar nicht mal so stumm
Die Internationalen Stummfilmtage in Bonn 2025 – Festival 08/25
Sommergefühle
Leichte Kino-Kost im Juli – Vorspann 07/25
Im Abschiebegefängnis
„An Hour From the Middle of Nowhere“ im Filmhaus – Foyer 06/25
Fortsetzung folgt nicht
Serielles Erzählen in Arthouse und Mainstream – Vorspann 06/25
Wohnen im Film
Die Reihe Filmgeschichten mit „Träumen von Räumen“ im Filmforum NRW – Filmreihe 05/25
Der Filmfrühling ist angebrochen
Die erste Jahreshälfte startet mit bedeutenden Filmfestivals – Vorspann 04/25
Filmischer Feminismus
Das IFFF 2025 in Köln – Festival 04/25
Über die Todesangst
„Sterben ohne Gott“ im Filmhaus – Foyer 03/25
Alles für die Musik
Publikumspremiere von „Köln 75“ im Cinenova – Foyer 03/25
Schlechte Zeiten?
Merz im März und ernste Kost im Kino – Vorspann 03/25
Mit Trauer umgehen
„Poison – Eine Liebesgeschichte“ im Odeon – Foyer 02/25
Gute Zeiten
Wie lang darf ein Film sein? – Vorspann 02/25
Bittersüße Dystopie
„Ein schöner Ort“ in der Aula der KHM – Foyer 01/25
Zeit-Fragen
Symposium der dokumentarfilminitiative im Filmhaus – Foyer 01/25
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
One Battle After Another
Start: 25.9.2025